Die beiden Highlights von Ninh Bình: Tam Coc & Mua Cave

 


Die Stadt Ninh Bình und ihre gleichnamige Provinz standen für die nächsten zwei Tage auf unserem Vietnamprogrammplan. Zuvor besichtigten wir die ebenfalls im Norden des Landes gelegenene Haupstadt Hanoi und die sehenswerte Halong Bucht. Da die Stadt Ninh Bình selbst nicht viel zu bieten hatte, liehen wir uns am Morgen zwei Mountainbikes aus, um die Straßen unsicher zu machen. Leider handelte es sich um sogenannte Clowns-Räder. Im ersten Gang strampelten wir uns über die sagenhafte Distanz von mehr als 30 km einen Wolf. Unsere erste Herausforderung bestand darin einen Geldautomaten zu finden, der auch VISA-Karten akzeptierte. Wir irrten durch den vietnamesischen Verkehr mit unseren Krücken auf zwei Rädern und einer sehr einfach kopierten Landkarte die uns zur Orientierung dienen musste.

 

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Die vorbeifahrenden hupenden LKW´s waren ein Graus, die es für besonders wichtig hielten direkt neben uns ihre dampferartigen Warnsignale abzugeben und uns fast vom Fahrrad zu stoßen. Eine gute Körperbeherrschung und ein trainiertes Herz-Kreislaufsystem schützten uns in vielen Momenten nicht direkt im Straßengraben zu landen oder dem Tod durch Herzinfarkt zum Opfer zu fallen.
Erlösender Weise fanden wir irgendwann einen entsprechenden Geldautomaten, der für frisches Bargeld sorgte. Das war auch höchste Eisenbahn, denn wir hatten Durst und benötigten dringend einen Schluck Wasser.

 

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Die eigentliche Fahrradtour hatte Tam Coc als Ziel. Im Volksmund auch gerne die trockene Halong Bucht genannt. Wir besorgten uns noch schnell zwei standesgemäße Reishüte, die uns modisch sehr elegant kleideten und uns vor der Sonne schützen sollte bevor die Bootstour beginnen konnte. Gut gerüstet auf den Trip mieteten wir uns ein Sampan (flaches vietnamesisches Ruderboot) samt Ruderin.
Die Fahrerin war anfangs noch freundlich und höflich zu uns. Mit der Muskelkraft ihrer Beine betrieb die kleine Frau die beiden Ruder am Boot. Diese Technik wandten alle Sampan-Fahrer zu unserer Begeisterung an. Das Rudergeräusch und das Gleiten des Schiffes durch das ruhige Wasser prägten sich in unser Gehör. Es hatte etwas sehr Beruhigendes. Wieder ragten viele schön anzusehende Felsbrocken aus der uns umgebenden Landschaft heraus.

 


Wir glitten durch die Flusslandschaft und genossen die Idylle. Da wir uns sehr zeitig auf den Weg gemacht hatten, gingen wir dem großen touristischen Treiben geschickt aus dem Weg. Somit hatten wir freie Fahrt und freie Sicht für Foto- und Filmaufnahmen. Durch drei Höhlen, wie der Name Tam Coc auch verrät, schiffte die Sampan-Kapitänin den Kahn inklusive Änn & Fränn an Board, die sich herrlich amüsierten. Mit inbegriffen war ein Fotoshooting direkt vor der größten Höhle, zum dem uns die tüchtige Frau mehr oder minder aufgezwungen hatte. Selbstverständlich war sie die Fotografin und wir die zwei unfreiwilligen Fotomodelle.

 

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Am Ende des Flussweges warteten schon die schwimmenden Kaufhallen auf uns. Eilig kam eine Bootsverkäuferin angerudert. Auf zwei Bier wollten wir uns einlassen. Aber die aufdringliche Einzelhändlerin zwang uns für unsere Ruderin Kekse, Brause und Red Bull mit käuflich zu erwerben. Diesem Geschäft konnten wir bei dem hohen Ticketpreis natürlich nicht zu stimmen. Mit erweichtem Gemüt ließen wir uns auf zwei Bier und eine Dose Red Bull für die Fahrerin ein.

 

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Unsere Reisehüte schützen uns auch auf dem Rückweg vor der brennenden Sonne,  die Investition hatte sich ersichtlich gelohnt. Zwanzig Minuten vor dem Anlegeplatz kippte die Stimmung an Board, denn die Bootsführerin zeigte, wie in Vietnam anscheinend üblich, ihr zweites Gesicht. Hinter Änn fing sie plötzlich an zu plappern: „Deep Money. Deep Money.“ Änn verstand nicht wirklich was das bedeuten sollte. Irgendwas mit Geld, das konnte nichts Gutes heißen. Schlitzohrig ignorierte Änn vorerst die Geldrufe der Frau. Aber diese verstummten nicht. Als Änn klein beigab und höflich nachfragte, was dieses „Deep Money“ für eine Bedeutung hat, wurde sie auch nicht schlauer. So ließen wir sie ihre lauten Rufe nach Geld in die Flusslandschaft hinein rufen. „Deep Money, Deep Money. 100.000 Dong. Five Dollar.“ Die zu diesem Zeitpunkt sehr lästige Ruderin wollte Geld, das war klar. Umgerechnet bezahlten wir 16 Euro (390.000 Dong) für zwei Personen für den nicht einmal 1,5-stündigen Ausflug und luden unsere Ruderin zum überteuerten Drink ein.
 Wir waren nicht willig der krächzenden Frau noch mehr zu bezahlen. Immerhin waren zwei Stunden versprochen worden. Ihre Rufe bohrten sich in unser Gehör, nerviger als das Hupen auf den Straßen und trug nicht dazu bei unsere Entscheidung umzukehren. Kurz vor dem Anlegen, fanden wir noch den Begriff heraus, den sie ständig wiederholte: Tip Money. Nö, der Ton macht auch bei Änn & Fränn die Musik. Wir kamen zum Glück trocken aus dem Kahn und entfernten uns schnell. Mit unseren Fahrrädern radelten wir durch die sehenswerte ländliche Gegend.

 

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Ganz schön erschöpft kehrten wir zu unserem Hotel zurück. Die abendliche Nahrungsaufnahme stand auf dem Programm. Ninh Binh war nicht nur dörflich auch das Angebot an vietnamesischen Köstlichkeiten kam uns gegenüber Hanoi sehr eingeschränkt vor.

 

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Unfrittierte, selbstgerollte Frühlingsrollen mit einer leichten Hundnote, von dem wir vortags aßen, landete auf unserem Speiseteller. Gemäß der Garküchen-Chefin handelte es sich aber um gewöhnliches Schweinefleisch. In Ninh Binh konnte man abends nicht viel reißen. Sprichwörtlich könnte man sagen, hier ist der Hund begraben. Es gab noch nicht mal kaltes Bier in einem der kleinen konsumartigen Geschäfte. Völlig unterhopft entschlossen wir zeitig schlafen zu gehen, um den nächsten Tag vollumfänglich auszuschöpfen.

 


Die Clowns-Räder bescherten uns mehr Unannehmlichkeiten als Nutzen. Änns Hände waren zudem völlig verschmiert vom Kettenfett. Deshalb kam diese Art der uneffektiven Fortbewegung am nächsten Morgen nicht in Frage.

 

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Statt einen Roller zu mieten und ein weiteres Risiko einzugehen, wollten wir auf Nummer sicher gehen und entschieden uns für den Fortbewegung per Fuß. Spazierend begaben wir uns auf den Weg zu den Mua Cave.

 


Über sieben Kilometer Wanderung allein für den Hinweg mussten wir in Kauf nehmen. Kein anderer Tourist nutze diese kraft- und zeitsparende Variante. Alle reisten langweilig mit dem Moped an.
Schon etwas angezählt erreichten wir den Besichtigungsort. Zu dieser Sehenswürdigkeit gehörte es auch einen Berg zu besteigen. 500 steinige und unbequeme Stufen hinauf. Das Besteigen des Berges raubte uns die letzte Kraft. Total erschöpft kamen wir am Gipfel an. Leider wurden wir für unsere sportliche Leistung nicht belohnt, denn das Wetter war zum Fotografieren leider nicht geeignet. Die Wolken hingen tief, die Reisfelder waren nicht grün und die Sicht war diesig.
Der Spaziergang auf dem Rückweg von unserem Ausflugsziel Mua Cave hatte sich in der Kategorie Eindrücke gelohnt. Wir kamen an kleinen vietnamesischen Landhäusern vorbei. Alles kleine Bauernhäuser mit niedlichem Höfen und einer Handvoll Tieren. Ziegen, Hühner, Kühe und sogar ein sich im Dreck rollendes und zufrieden grunzendes Schwein begegneten wir auf unserem Weg.

 


Ein angenehm dörflicher Charakter, den wir im Schritttempo genau unter unsere Lupe nehmen konnten.
Bevor es auf unsere Nachtfahrt mit dem „Sleeper Bus“ ging, erholten wir uns in der Hotel Lobby von unseren Strapazen. Noch ahnten Änn & Fränn nichts von dem Unheil rund um die Fahrt mit dem Open Bus Service nach Hue. Aber das ist eine ganz andere Geschichte …

 

8 Gedanken zu „Die beiden Highlights von Ninh Bình: Tam Coc & Mua Cave

  1. Hallo Ihr Weltenbummer,
    ich habe gestern Abend Euern Blog gelesen und gleich von Euch geträumt.
    Jetzt schnallt Euch an: ich sah Euch klar und deutlich mit Euern kleinen feinen „Reishüten“ und mit noch einem Einheimischen als musikalisches Trio am Straßenrand stehen und ihr habt ALLE Banjo gespielt. Total merkwürdig – oder habt ihr etwas verschwiegen? Was kann das nur bedeuten??? Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet – Jule

    1. Das ist ja ein lustiger Traum. Vielleicht steht uns ja eine musikalische Karriere bevor? Oder der soziale Absturz. Haben wir gut Geld verdient mit diesem Nebenerwerb? Ich war mal Manager einer peruanischen Einkaufspassagenpanflötenband. Das Projekt ging aber in die Hose. Viele Grüße nach Essen

  2. Tausend Dank an Euch Zwei, dass ihr uns an der Reise Eures Lebens teilhaben lasst.
    Danke für die Bilder, die Videos, eure Texte und und und …
    Ich bewundere Euren Mut, die ganzen „Köstlichkeiten “ auszuprobieren, aber scheinbar bekommt es Euch.
    Ich werde mir im März ein Beispiel an Euch nehmen und in Thailand auch das eine oder andere probieren.
    ihr habt ja doch noch relativ viel Lärm um euch herum, ich hoffe dass auf der Tour noch ein wenig mehr Natur kommt, dann genießt mal die Geräusche der Natur, änn muss dann mal kurz leise sein 🙂
    Ganz viel Spaß weiterhin und bis bald, ich warte sehnsüchtig auf neue Beiträge
    Liebe Grüße

    1. Danke Katja, seit Ende Dezember essen wir nur aus Garküchen (bis auf einmal im festen Restaurant in BKK). Alle haben uns gewarnt aber bis jetzt gab es nichts zu beanstanden, manchmal hat man hier und da ein komisches Gefühl wenn die Ameise über den Tisch rennt.
      Das gehört zu einer guten Reise dazu wenn man die Kultur des Landes erleben möchte. Somit einfach Mut und „Guten Appetit“ im März.

  3. Die gut gemacht, schön das geld zusammenhalten und schreienden frauen die ihren lohn bekommen haben hätte ich so auch nix gegeben. Sicher war sie auch sehr aufdringlich, echt untypisch für asiaten. Naja bald gehts ins freundliche kambodia. Da warte viel geröll auf euch. Für die tempel braucht ihr noch ein tagespass, besser auch 2 tagespass. Aber noch seit ihr ja in vietnam. Weiter so und stets auf der hut mädels.

    1. Buchhaltung wird bei uns sehr groß geschrieben, jeden Tag. Wir wollen nach den zwei Monaten eine Statistik und das ist nur möglich wenn man es gleich macht. Sonst hat man absolut keine Chance da man einfach zu viel erlebt.
      Mein Eindruck … die Vietnamesen sind in der Mentalität total verschieden. Aktuell sind wir in Nha Trang und die Menschen sind etwas entspannter was aber natürlich auch mit dem Tourismus zu tun hat da hier mehr los ist und die Menschen mehr Geld haben.
      Auf Kambodscha freuen wir uns schon da wir von Hồ Chí Minh nach Kambodscha direkt durchs Mekong Delta reisen, hoffentlich klappt auch hier wieder alles nach Plan. Irgendwie freu ich mich ja schon etwas auf das Geröll, eine gelungene Abwechslung der Kultur von Vietnam. 2 oder 3 Tagespass ist geplant.

      Vielen lieben Dank für dein Feedback!

  4. Hallo Ihr „FOOD“sackblogger . Na da ist ja euch doch noch ein Vietnamesischer Blog mit Geröll und Einheimischen gelungen . Freut mich sehr . aber keine Sorge , alle anderen Blog`s waren ebenfalls sehr gelungen und äußerst amüsant . Bin schwer beeindruckt wieviel ihr schreibt . Hut ab , da ich weiß welche Mühe so eine Tastaturvergewaltigung macht und die kostbare Urlaubszeit damit vergeudet werden kann . mach weiter so . Und ein Feedback von Lesern ist immer wünschenswert .
    Also bis zur nächsten Mahlzeit 🙂

    1. Ja das Essenthema wird bei uns schon seit Jahren sehr groß geschrieben und seit über 5 Jahren auch monatlich in unseren Stammtischen in Berlin groß geschrieben wodrauf wir sehr stolz sind und hoffentlich auch du. 😉 Es freut mich das du dich unterhalten fühlst und mal schauen was wir mit euch beiden dann im Februar in Indonesien so alles erleben (essen) werden.

      Die nächsten Videos sind auch schon im Kasten und werden sicherlich wieder sehr amüsant sein.
      Danke Frank!

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