Mit dem Open Bus durch die Hölle nach Hue

Die beiden Highlights von Ninh Bình, Tam Coc und Mua Cave, hatten wir in den letzten beiden Tagen einmal mit dem Fahrrad und einmal zu Fuß besichtigt. Es wurde Zeit den Norden Vietnams hinter uns zu lassen und uns planmäßig weiter Richtung Süden zu bewegen. Der weite Fußmarsch zum Mua Cave lag uns noch in den Knochen, doch der Zeitplan musste eingehalten werden.

Vom Hotel in Ninh Bình marschierten wir ordnungsgemäß noch am gleichen Abend mit unseren Rucksäcken eine halbe Stunde zur Busabfahrtsstation, „Backpacker Travel Agent“. Dort nickte ein Mann unsere Bustickets ab und bat uns in den Räumlichkeiten vor Ort zu warten. Alles schien rosig, das Büro hatte eine Toilette und WLAN und gegenüber befand sich ein kleiner Laden, in dem man Bier käuflich erwerben konnten. Da an uns an diesem Tag zwei fleißige Wanderer verloren gingen, belohnten wir uns mit einem kühlen Bier am Abfahrtsort, bevor es nach Hue weiter ging.

 

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Über den Abfahrtszeitpunkt hinaus betrat ein grimmiger Typ das Büro und verlangte im rauen Ton nach unseren Tickets. Wir zückten sie sofort und übergaben sie ihm. Er schaute sich die Fahrkarten gründlich an und gab sie dann wortlos zurück. Einige Minuten später traf endlich der Bus ein. Der grimmige Mann von eben diskutierte lautstark mit einer allein reisenden Backpackerin. Das Unheil sollte nun seinen Verlauf nehmen und der unangenehme Kerl verweigerte uns und der Alleinreisenden den Zutritt zum Bus. Wir konnten uns das nicht erklären, da wir ordnungsgemäß am Vortag bei einem Sinh Cafe die Fahrt angemeldet hatten. Der Bus fuhr erstmal ohne uns davon. Der immer noch grimmige Mann deutet uns an die Straßenseite zu wechseln. Uns blieb nichts anderes übrig als seinen Anweisungen zu folgen. Am nächsten „Backpacker Travel Agent“ Büro, unweit des ersten, verlangte er erneut nach unseren Bustickets und segnete sie mit einem weiteren Nicken ab. Der Bus von gerade eben fuhr erneut ein. Drei vietnamesische Männer öffneten die Gepäckklappen und schmissen ein paar Rucksäcke lieblos auf den Bürgersteig. Wir blickten verwundert in die Runde. Zwei Mopeds von zwei jungen Reisenden wurden in den Gepäckraum des Busses verfrachtet.

 

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Die Rucksäcke quetschten die Männer dann einfach dazwischen. Unsere beiden lieb gewonnenen Gepäckstücke ereilte das gleiche Schicksal. Jetzt mussten wir nur noch in den Bus reinkommen. Pfiffig positionierten wir uns direkt vor dem Eingangsbereich des Buses. Doch der immer noch finster schauende Mann von vorhin ließ nur die hinter uns stehenden Leute hinein. Als wir dann die einzigen Zurückgebliebenen waren, forderte er schon wieder die Tickets. Er begutachtete die beiden Fahrscheine und gab sie uns mit dem Wort „No“ wieder zurück. Dann wollte er uns einfach wegschicken. Das konnten wir aber nicht akzeptieren und verlangten nach einem plausiblen Grund. Plötzlich rastet der ohnehin schon mies gelaunte Typ völlig aus und fluchte in Vietnamesisch. Änn & Fränn bekamen das erste Mal Angst. Das Gepäck war schon im Bus und ohne Grund wurde uns der Zutritt zum Bus verwehrt. Ohne Information und ohne Hinweis was nun passieren würde oder was wir eventuell tun müssten. Die Aufregung war groß und die Gemüter erhitzt. Fränn entschuldigte sich gefühlte tausend Mal, nur um den Mann etwas zu beruhigen. Minutenlanges Herumtelefonieren der Open Bus Angestellten führte dazu, dass wir doch noch in den „Sleeper Bus“ nach Hue einsteigen durften.

„Don´t worry with me“ ..

… waren die Worte des launischen Zeitgenossen als wir den Bus betraten. Im Bus suchten wir uns ein geeignetes freies Plätzchen. Zur Beruhigung richtetet sich Fränn als erstes das WLAN auf ihrem Handy ein. Änn hingegen versuchte vom Zorn herunterzukommen. Einige Kilometer später stoppte der Fahrer an einem Sinh Cafe nahe Tam Coc. Wir wurden aufgefordert den Bus zu verlassen. Zum Glück wurde das Gepäck mit uns herausgeschmissen. Das einzig Beruhigende an dieser Situation war, dass die Frau vom Sinh Cafe, die uns einen Tag zuvor die Plätze reserviert hatte und uns schon vom weiten begrüßte, auch vor Ort war. Nun waren wir total verwirrt. 

 

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Ein zusätzliches Motorrad musste verladen werden und unser Gepäck stahl dem zu transportierenden Transportgerät den Platz. Ein anderer „Sleeper Bus“ würde wohl bald kommen, versprach man uns. Diese Nachricht nahm uns ein wenig die ganz große Besorgnis, nicht an diesem Tag nach Hue zu reisen. Trotzdem nahmen wir diese Info erst einmal skeptisch entgegen und stellten uns schon mal auf eine lange Nacht ein. Überraschend schnell wurde die Wartezeit beendet und der versprochene Bus fuhr ein. Natürlich wurden vorher noch zwei Motorräder in den Gepäckraum reingewuchtet. Die Rucksäcke wurden zu unserem Entsetzten wieder direkt zwischen die Motorräder einmassiert.

 

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Los ging die Fahrt nach Hue. Der Bus hatte kein WLAN, das Unglück nahm seinen weiteren Lauf. Änn & Fränn wurden gezwungen zu ruhen und sich eine Mütze Schlaf abzuholen. Nach 10,5 Stunden Fahrt erreichten wir völlig zerknautscht, verlegen und verschwitzt die Schneiderstadt Hue.

 

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Unser Gepäck kam aus dem Schwitzkasten der Motorräder natürlich nicht unbeschadet heraus. Völlig verschmiert mit Motoröl und Kettenfett bekamen wir es zurück. Diese Schweinerei mussten wir so hinnehmen und begaben uns zu Fuß zu unserem Hotel. In einem furchtbaren Zustand trafen wir im Hotel ein. Unserer Anblick war wohl so bemitleidenswert, dass wir sofort Saft, Früchte und zur Erfrischung ein nasses Tuch gereicht bekamen. Die Hotelmitarbeiter stellten sich sehr freundlich vor und boten uns netter Weise ein ausgewogenes Frühstück an. So kamen wir wieder schnell zu Kräften. Frisch gestärkt teilten die netten Hotelbediensteten uns das Zimmer zu. Eine frische Dusche sorgte für die vollständige Regeneration.
Voller Tatendrang gaben wir
zuerst unsere Dreckwäsche an der Rezeption zur Reinigung ab. Leider prüften wir nicht die Stückzahl der abgegebenen Kleidung – Attention, please!
Dies sollte später zu einem bösen Erwachen führen. Eine der Hotelangestellten zeigten uns die Sehenswürdigkeiten von Hue auf einem Landkartenausschnitt. Sie riet uns für die am nächsten Tag geplante Überfahrt nach Hoi An einen Easy Rider bzw. zwei Rider zu buchen, die uns dann mit dem Motorrad nach Hoi An manövrieren und uns sehenswerte Orte auf dem Weg zeigen sollten. Dies könnten wir bequem bei Ihr erledigen. Buchen wir früh genug, ist die Chance auf einen englischsprachigen Fahrer am höchsten. Wir wollten uns aber erstmal die Beine vertreten und dann entscheiden.
Nicht einmal 25 Meter von unserem Hotel entfernt sprach uns ein sympathischer älterer Herr an, Mr. Ty.
Er war überraschend auch Easy Rider von Beruf und bot uns eine Sightseeing Tour mit dem Moped an. Wir waren interessiert. Begeistert zeigte er uns sein Poesiealbum mit Einträgen zufriedener Gäste und erweckte damit unser Vertrauen.

 

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Da wir nur wenig Zeit in 
Hue hatten, willigten wir ein. Für nur 10 $ pro Person chauffierte Mr. Ty und sein Kollege uns per Moped und Motorrad zu den vielversprechendsten Orten dieser Stadt. Dies war der perfekte Plan für uns in kürzester Zeit die wichtigsten Schnappschüsse zu machen. Die lustige Tour mit den beiden entspannten Fahrern war für sich schon ein schönes Erlebnis. Die Ausflugsorte hingegen ließen uns nicht vor Ehrfurcht zittern. Sie lagen irgendwie brach und wurden auch nicht sonderliche gepflegt, aber man sollte diese gesehen haben, wenn man schon mal hier ist.

 


Am Ende der Tour buchten wir die beiden Fahrer für die Überfahrt nach Hoi An. Wir waren sehr vorsichtig und wollten nicht im Voraus zahlen. Das führte zu stressigen Verhandlungsminuten. Aber letztendlich setzten wir uns durch und vereinbarten die Abfahrtszeit für den nächsten Morgen um acht Uhr.
Zufrieden unternahmen wir noch eine Wandertour mit Badelatschen, den die Temperaturen hatten sich gegen Süden spürbar erhöht, quer durch die neu zu entdeckende Stadt und gönnten uns verschiedene Snacks am Straßenrand. Am nächsten Tag stand also die Überfahrt mit zwei Easy Ridern auf dem Tagesprogramm. Wir waren sehr gespannt und vorfreudig auf eine neues Abenteuer.

 

 

 

6 Gedanken zu „Mit dem Open Bus durch die Hölle nach Hue

  1. Meine armen Mädels ich kann mir richtig vorstellen wir ihr da standet in der Nacht im fernen Land 😱 aber ist ja zum Glück alles gut gegangen 😀 passt schön auf auf euch 😘😀😘 viel Spaß

  2. Kann mich jenny nur anschließen. Aber am ende ist es nochmal gut gegangen. Wir sind in thailand auch mal mit einem slepper bus gefahren. Voll gerollt worden, am ende war ich froh das ich heil in bkk ankam. Naja auch so negative Erfahrungen gehören dazu.
    So weiter durch vietnam, merkt euch alles und seit wie immer lieb gegrüßt.
    💋

  3. Hmm, das die dann immer so abdrehen müssen, um ihre bedeutungslose „Macht“ zu demonstrieren *kopfschüttel*
    Naja, zum Glück gibt es genug positive Erlebnisse mit anderen Menschen vor Ort, die das schnell wieder vergessen lassen. Hoffe euch geht es da auch so!

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