Kuala Lumpur: Änn & Fränn zwischen den Petronas Towers und dem KL Tower

 

Siem Reap und die Tempel von Angkor werden wir noch lange in unserer Erinnerung haben. Das Kapitel Kambodscha endete an diesem Tage und die neuen Abenteuer in Malaysia konnten beginnen.
Der letzte Morgen in Siem Reap war sehr frisch. Um kurz nach sechs Uhr sollte das vorbestellte Tuk Tuk uns bei der Kiri Villa abholen. Doch es kam einfach nicht an. Wir hatten es bereits 6:10 Uhr. Die Hotelangestellten schliefen in der Lobby. Der einzig schon wache Mitarbeiter konnte kein Wort Englisch, aber er konnte fröhlich lachen. Nur sein Lachen half uns leider nicht pünktlich zum Flughafen zu gelangen. Einige Minuten der Unwissenheit mussten wir überstehen, dann kam ein Gefährt vorgefahren. Der Fahrer verfrachtete uns und unser Gepäck im Roller-Anhänger. Die wilde Fahrt begann durch das noch kalte Siem Reap. Der Hotelservice war so freundlich und hatte uns ein Paket bestehend aus vier Toastscheiben, drei Eiern, zwei Bananen und je zwei Päckchen Butter und Marmelade zusammengestellt. Wir nahmen im Tuk Tuk unser Frühstück „to go“ ein. Die Schwierigkeit bestand darin die Butter und die Marmelade während der Fahrt auf das Brot zu bekommen. Aus Besteckmangel schmierten wir einfach mit den Fingern. Das sah rustikal aus, war aber wirkungsvoll. Der Wind wurde immer frischer, es war unangenehm kalt. Da wir uns keine Erkältung einfangen wollten, hatten wir keine andere Wahl und mussten als zusätzliche Hürde nun auch noch die Jacken aus den Rucksäcken kramen, sonst wären wir erfroren. Der Tuk Tuk Fahrer ließ sich nicht lumpen und drückte auf die Tube, somit kamen wir noch pünktlich am Flughafen an.

 

 

Um 11:30 Uhr landeten wir in Kuala Lumpur, die Hauptstadt von Malaysia. Noch bevor wir den Terminal Richtung Taxistand verlassen konnten, fing uns ein dicker Chinese ab. Er wäre Taxifahrer, teilte er uns mit. Der korpulente Mann trug ein Shirt mit der Aufschrift Berlin, das uns sofort Vertrauen signalisierte. Er bot uns die Taxifahrt zu unserem Hotel für 25 Dollar an. Fränn handelte ihn mit Geschick auf 20 Dollar runter. Wir willigen ein, ohne uns an den offiziellen Taxiständen nach dem Preis zu erkundigen und folgten ihm Richtung Parkdeck. Etwas merkwürdig war, dass er sein Wagen auf dem Besucherparkdeck parkte und plötzlich seine Frau als Beifahrerin im Auto Platz nahm. Änn witterte Gefahr. Fränn wollte sich das Schnäppchen nicht entgehen lassen. Wir stiegen ein und ließen uns für 20 Dollar zum Hotel fahren, angeblich. Änn fantasierte im Auto die wildesten Geschichten zusammen.

Eine davon: Wir waren an einen chinesischen Menschenhändlerring geraten. Nach einigen Minuten Fahrt bringt man uns in den Harem eines arabischen Reichen. Man zieht uns bunte Kleider an und lehrt uns Bauchtanz. Wer die Bachtanzprüfung nicht besteht, wird heruntergestuft und muss in den Harem eines nur noch mittelständigen Arabers, mit einem weniger großen und bunten Haus. Dann werden wir am Ende noch getrennt.

Diese grausamen Gedanken versuchte Änn wegzuschieben und zu entspannen. Es gelang ihr einfach nicht. Die Beifahrerin packte irgendetwas aus einer Plastiktüte aus. Änn war sich ganz sicher, dass dies das Betäubungsmittel war, das uns gleich unvorbereitet gespritzt werden sollte. Wenn sie jetzt hinter vorgehaltener Hand nach unseren Körpermaßen und Blutgruppen fragte, dann endeten wir wohlmöglich als Organspender. Fränn hingegen schlummerte sorgenlos auf dem Rücksitz und träumte schon vom nächsten Abenteuer. Ihr schien die Brisanz der Situation nicht bewusst zu sein und Änn hielt die Stellung. Sie versuchte die Situation abzuschätzen, um im Notfall Fränn aus ihren Träumen zu reißen und aus dem Auto zu springen. Zur Änns Überraschung kamen wir gesund und munter an unserer neuen Unterkunft an. Noch immer mit Jacken bekleidet, stiegen wir aus dem Taxi aus und bekamen einen kleinen Hitzeschock, denn mittlerweile war es nach 13 Uhr und die Hitze stand zwischen den Wolkenkratzern dieser Stadt. Es war tropisch schwül obendrein. Rasch entfernten wir unsere überflüssige Kleidung.

 

 

Die Gegend, in der sich unser Guest House befand, war für uns erst einmal ungewöhnlich. Der Ausblick aus unserem Fenster ging genau auf ein Wohnhaus. Im Erdgeschoss befand sich ein Lebensmittelgeschäft mit angeschlossener Metzgerei oder Ähnlichem. Jedenfalls wurden hier vor der Straße Hühner geschlachtet und Fische zerhackt. Das Geschäft neben an war eine kleine Wäscherei. Änn fand die Lage unseres Quartiers sehr interessant. Endlich sind wir dort angekommen, wo die wirklichen Menschen wohnten.

 

 

Da wir sehr ausgehungert waren, lautete unsere erste Mission in Kuala Lumpur: Nahrungsbeschaffung. Es gab viele kleine indische Restaurants mit einer Art Buffet. Wir genehmigten uns ein vegetarisches indisches Essen mit Reis. Es war sehr scharf aber auch überaus schmackhaft. Innerhalb kürzester Zeit putzten wir es weg. 

 

 

Wir unternahmen einen kurzen Spaziergang zu den Petronas Towers, aber nur um diese von außen zu bewundern. Der Eintrittspreis war immens hoch und zeitlich auf 20 Minuten begrenzt. Das passte nicht in unser Backpacker-Chema. Änn & Fränn mussten sich vorerst ein neues Abenteuer suchen.
Kuala Lumpur stellte seinen Bewohnern und Gästen vier kostenlose Bus-Linien zur Verfügung. Wir taten das, was ein guter Backpacker macht und setzten uns in den kostenfreien Bus und fuhren erstmal alle vier Linien ab. Möglicherweise hätte wir die vierte Linie auf den zweiten Tag verschieben sollen, denn wir steckten plötzlich im Verkehr fest. Die Rushhour hatte eingesetzt und uns eiskalt erwischt. Um Zeit zu sparen, hielten wir es für eine gute Idee zu Fuß den Heimweg anzutreten. Leider kam die Dunkelheit dann doch schneller als wir dachten. Hinzukamen die vielen Wolkenkratzer, die uns nicht nur die Sicht zu Orientierung verdeckten, sondern auch noch den Weg versperrten. Wir konnten nicht einfach nach Himmelrichtung navigieren, da alles zugebaut war. Der Nachhauseweg war beschwerlich aber wir fanden letztendlich über Umwege aber ohne Blessuren zum Guest House zurück.

 

 

In Kuala Lumpur waren am Abend nur Männer unterwegs. Besonders in den Restaurants bemerkten wir dies. Wir wunderten uns sehr, wo die ganzen Frauen waren. Zum Abend genehmigten wir uns erneut eine feurige indische Mahlzeit und waren dabei die einzigen beiden Frauen im ganzen Lokal.

 


Am nächsten Morgen wurden wir von dem Frühstück positiv überrascht. Das Guest House stellte Kaffee, Tee, Cornflakes, Obst, Toast und Aufstrich zur Verfügung. Die Gäste konnten sich selber bedienen und je nach Magenvolumen portionieren. Das war genau das Richtige für uns. So konnten wir gemütlich bei einer zweiten Tasse Kaffee formelle blogtechnische Aufgaben erledigen.

Auf dem Plan stand die Besichtigung des KL-Tower, eine Art Fernsehturm. Unsere Unterkunft war sehr zentral gelegen, per Fußweg brauchten wir zum Kl-Tower nur 10 Minuten und zu den Petronas Twin Towers nur 15 Minuten. Leider spielte das Wetter nicht mit. Eine dichte Wolkenkette verwehrte uns die Möglichkeit auf schöne Bilder. Gemeinsam entschieden wir die Besteigung des Towers am nächsten Tag zu probieren. Wir schlenderten zum Zentralmarkt und besorgten ein, zwei interessante Geschenke für einen anstehenden Geburtstag.

 

 

Mit gefüllten Taschen war Chinatown an der Reihe unseres Unternehmensdrangs. Doch dort gab es nur den üblichen Plunder an gefälschten Markenwaren und sonstigen Unsinn, den ein Backpacker nicht wirklich benötigt.

 

 

Gegen Nachmittag fing es plötzlich an zu gewittern, begleitet von strömenden Regenschauern. Wir flüchteten in ein indisches Restaurant. Um uns die Zeit zu vertrieben, schlugen wir zu und sättigten uns mit dieser scharfen Kost.

 

 

Zurück im Guest House nutzten wir die mäßige Wetterlage für unsere alltägliche Dokumentation. Während wir versuchten uns zu konzentrieren, wurde gegenüber auf der anderen Straßenseite der lebende Hühnerbestand verkleinert. Dem gackernden Geflügel wurde der Hals angeschnitten, danach wurde das sterbende Federvieh in ein Eimer geschmissen. Der Schlachtmeister stellte seinen Fuß so lange auf den Deckel des Eimers, bis das Tier aufhörte zu zappeln. Einige Hühner fanden so unter lautem Geschrei ihr Ende. Neben der Hühnerschlächterei befand sich ein Wäscheservice. Am Vormittag gaben wir unsere Bekleidung dort zu Reinigung ab. Vom Fenster aus beobachteten wir das Geschehen am Wäscheservice genauestens. Lustigerweise konnten wir erkennen, wie die malaysischen Wäschemänner unsere Kleidung am Wickel hatten. Gewaschen und getrocknet war sie bereits. Nun legte ein Mitarbeiter die Wäsche zusammen. Er gab sich sehr viel Mühe aber er war etwas langsam. In der Zwischenzeit wollten wir etwas speisen und dann die frisch präparierte Kleidung auf dem Rückweg abholen. Auch wenn der erst Blick aus dem Fenster auf diesen Wäscheservice „Laundry“ nicht gerade der vertrauensvollste war, erledigten die Herren ihr Arbeit sehr zufriedenstellend und es kehrten auch alle abgegebenen Wäschestücke wieder in unseren Besitz zurück. So konnten wir ohne Sorge unseren Erholungsschlaf antreten.

 

 

Der Kl-Tower war am nächsten Morgen wieder an der Reihe. Die Wetterlage hatte sich zum Vortag verbessert und wir bestiegen den Tower bis zum Open-Deck in 276 Meter Höhe. Der Eintritt war mit 105 MYR (23 Euro) eine Wucht. Versprochen wurde ein 360 Grad Ausblick. Eine Baustelle auf der Plattform verhinderte diesen Rundumblick. Viel mehr als die eintönige Aussicht hatte der Tower nicht zu bieten. Wir versuchten so lange wie möglich oben zu bleiben und unser Geld sozusagen abzusitzen oder abzufotografieren. Aus allen möglichen Perspektiven produzierten wir Schnappschüsse.

 

 

Für eine kurze Kaffeepause machten wir Rast am Guest House, bevor es noch einmal zu dem Petronas Tower ging. Die vielen Wolken hielten uns allerdings ab dort länger zu verweilen. Wir kühlten uns auf dem Rückweg in zwei großen Shopping Malls ab. An diesem Tag liefen wir alles zu Fuß ab. Die Sohlen glühten und unsere Schrittzähler lobten uns.




Zur Nachzeit begaben wir uns ein letztes Mal Richtung Petronas Tower. Kuala Lumpur funkelte durch seine beleuchteten Wolkenkratzer. Ein schöner Anblick. Die Petronas Towers konnten jetzt erst ihre wahre Schönheit entfalten. Mächtig leuchteten sie in den Himmel hinein. Ein beschaulicher Anblick, der uns fesselte.

 

 

Als letztes Abendmahl in Kuala Lumpur wählten wir zur Abwechslung eine indische Speise, gleich in dem Restaurant neben unsere Unterkunft. Fränn suchte sich ein Gericht mit Bohnen aus. Sie begann mit dem Mahl und musste beim ersten Bissen feststellen, dass es keine Bohnen waren, sondern grüne Chilis. Macht nichts, sie verdrückte es ohne mit der Wimper zu zucken. Seltsamerweise bekam sie kein Applaus von der anwesenden Belegschaft. Nur Änn verbot ihr am nächsten Tag mit Feuerzeug auf die Toilette zu gehen.
Die letzen Stunden am nächsten Tag in Kuala Lumpur verbrachten wir im Guest House. Zu 13 Uhr hatten wir ein Taxi durch das Guest House ordern lassen. Wieder warteten wir vergebens. Die Mitarbeiterin beruhigte uns mit den Worten „Don´t worry“. Änn & Fränn waren besorgt ihren Flug zu verpassen. 30 Minuten zu spät kam dann endlich das ersehnte Taxi. Die Angestellte vom Guest House schob die Schuld von sich. Sie wurden frech und schob dem Taxiunternehmen den Schwarzen Peter zu. Dieser wiederum gab erst uns die Schuld, dann dem Guest House. Das kam uns merkwürdig vor, aber unsere Sorge galt dem rechtzeitigen Ankommen am Flughafen. Gerade noch pünktlich gaben wir unsere Koffer am Check In ab. Durchgeschwitzt aber erleichtert saßen wir im Flieger nach Langkawi und freuten uns auf die Insel und vor allem freuten wie uns auf unsere ersten „vier“ entspannten Tage ohne die Hektik des Umherreisens.

 

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12 Gedanken zu „Kuala Lumpur: Änn & Fränn zwischen den Petronas Towers und dem KL Tower

  1. Sehr schoen lebendig geschrieben, so wie Kuala Lumpur ist. War auch gerade dort beim Lesen, habe auch schoene Erinnerungen an die Stadt. Ich weiss Ihr seit ja schon wieder viel weiter und dazu wuensche ich Euch eine schoene Zeit und geniesst es. Liebe Gruesse aus Kenia

    1. Vielen lieben Dank, leider kommen wir mit dem schreiben kaum hinterher da wir nicht lang an einem Ort bleiben wenn dann noch die Internetverbindung nicht mitspielt wird es immer eng. Der nächste Beitrag folgt aber … versprochen. 😉

  2. Toll, toll, super geil. Nun noch langkawi und ab singapure weiß ich wie die geschichte weitergeht.
    Nun bin ich live dabei und es macht spaß mit euch.!!!!!!

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