Änn & Fränn und das Geheimnis von Ananda


Den neuen Tag widmeten wir ganz und gar der Tempelerkundung in der historischen Königstadt Bagan. Wir malten uns schon den passenden Namen für den Blogartikel aus „Änn & Fränn und der Tempel des Todes“ oder „Änn & Fränn auf der Suche nach dem heiligen Thron“. Es gab so viele Tempel, Pagoden und Stupas zu entdecken. Über 2000 Stück dieser alten Sakralbauten verteilen sich über das 36 km² große Gebiet der sogenannten „Bagan Archaeological Zone“. Wir wussten gar nicht wo wir anfangen sollen, aber zum Glück hatten wir ja einen Guide und seinen Fahrer bei. Sein Name war irgendwas mit Autan. Die beiden chauffierten uns überaus herzlich durch die tempelige Steppe von Bagan. Überall Tempel, Pagoden und Stupas soweit das Auge sehen konnte.

 

 

Vom ersten Tempel des Tages hatten wir einen fantastischen Ausblick auf die Umgebung. Die Tempel und Pagoden schienen wie Pilze aus dem Boden zu sprießen. Der Guide animierte uns immer wieder zu einem Fotoshooting, jedoch ließen seine fotografischen Fähigkeiten zu wünschen übrig.

 


Der Gubyaukgyi Temple entzückte uns mit seinen schönen Innenmalereien. Leider gab es ein auferlegtes Fotoverbot, sehr zum Unwillen von Fränn. Aung erklärte uns die Wandbemalungen und hatte zu den Bildern, die Buddha zeigten, immer eine passende Geschichte parat. Während wir ihm gespannt zu hörten, zerstachen uns die Mücken. Besonders labten diese gierigen kleinen Stechinsekten sich an den nicht von Stoff bedeckten Stellen am Körper und an den Füßen. Besonders kreative Mücken bevorzugten ungünstige Stellen wie Knöchel, Zeh und Achillessehne.

 

 

Eines der Highlights auf dem Besichtigungsprogramm war wohl die Shwezigon Pagode, hier erzählte der Guide besonders lang und ausgiebig. Zu diesem Zeitpunkt konnten Änn & Fränn ihm noch interessiert folgen. Er gab lauter Tempelgeheimnisse preis, von denen wir einige mit Euch teilen wollen. Ob sie der Wahrheit entsprechen hat Änn noch nicht nachgeprüft. Wer Änn kennt, der weiß, dass sie das wahrscheinlich recht bald nachholen wird. Solltet ihr Fragen zu den tempeligen Informationen haben, bitten wir euch diese uns direkt in den Kommentaren zu stellen, wir beantworten sie gerne. Aber auch Ergänzungen oder über Richtigstellungen würden wir uns freuen. Der Guide berichtete stolz, dass diese Pagode im elften Jahrhundert von zwei Königen erbaut wurde. Der eine König verstarb noch vor der Fertigstellung des Baus. Nach dem Tot des Königs wurde der Bau vorübergehend eingestellt. So musste sein Nachfolger, sein Sohn, die Pagode weiterbauen und den Aufbau der Pagode später vollenden. Ursprünglich wurde die Pagode, die zu den wichtigsten Pagoden in Bagan gehört, in weiß erbaut. Über die Jahrhunderte wusch der Regen die Farbe ab, zurück blieb der rote Ziegelton. Seit dem 19. Jahrhundert strahlt das Bauwerk ganz in Gold. Alle acht Jahre wird die goldene Farbe erneuert. Die meisten Temple und Pagoden in Bagan sind aus Tonerde erbaut und mit Sandstein verziert. Durch die Jahrhunderte sind bei den meisten Tempel im Ruinenfeld von Bagan heute nur noch die vielen roten Ziegel zu erkennen. Nur sehr wenige Pagoden und Tempel werden nach historischem Vorbild restauriert.
Die Shwezigon Pagode hat drei Stockwerke, anderen Pagoden können auch mal fünf oder sieben Etagen haben. Wichtig dabei ist, dass die Anzahl immer ungerade ist, berichte Aung. Warum gerade ungerade Zahlen wollten wir wissen. Ungerade Zahlen bringen im Buddhismus Glück und haben eine besondere Symbolik, erklärte Aung. Jedes Stockwerk der Pagode steht für ein buddhistisches Naturgesetz. Er zählte sie auf. Eins steht die Unbeständigkeit, jeder Tag ist anders, nichts beleibt, wie es ist. Zwei steht für Mitgefühl. Drei symbolisiert, dass es kein Besitz gibt, denn nach dem Tod kann man nichts mitnehmen. Aung hatte Geschichte in Mandalay studiert und konnte sicher noch viel mehr zu den Tempeln erzählen, doch unsere Zeit und unsere Konzentration reichte dazu nicht aus. Es war heiß und der Magen zwickte.

 

 

Nach diesem ausführlichen Ausflug in die Historie von Bagan schauten wir im Büro von Ballons over Bagan vorbei und sicherten uns unser Ticket für die Ballonfahrt am Samstagmorgen für stolze 340 Dollar pro Person. Wir waren froh und glücklich noch einem Platz im Ballon ergattern zu können, denn die Plätze waren rar. Die Premium Version dieser Fahrt war bis Mitte Dezember schon ausverkauft. Wer eine solche Fahrt im Heißluftballon plant, sollte sich sein Ticket sicherheitshalber schon vorab in der Heimat über das Internet buchen.

Wir nährten uns der Tempelsehenswürdigkeit Nummer 4, dem Htilominlo Tempel. Aung erzählte uns, dass die vier Buddhas im Inneren jeweils in eine Himmelsrichtung schauen. Ein Buddha samt Eingangshalle war größer als alle anderen. Das war natürlich der, der nach Osten schaute. Für uns in der DDR Geborene keine Überraschung, denn im Osten geht bekanntlich die Sonne auf.

 


Da Aung in der Uni besonders gut aufgepasste hatte, nahm er mit uns die Buddha Statuen besonders gründlich unter die Lupe und lehrte uns am Praxisbeispiel, der Tempel hatte beide Varianten des Buddhas stehen, die Unterschiede zwischen einer Original Buddha Statue und einer neu hingesetzten Statue des Buddha. Änn & Fränn rochen hier sofort den buddhistischen Spartrick heraus. An sechs Merkmalen kann man den Buddha in Original vom Nachbau unterscheiden. Beginnen wir mit den Händen. Die Hände des traditionellen sind wie die menschlichen Hände geformt, das meint die Finger sind unterschiedlich lang. Der neue Buddha hat gleich lange Finger, das verhindert das schnelle Abbrechen seiner Fingerkuppen. Weiter geht es mit dem Hals, während der Original noch einen hat, fehlt dieser bei den neueren Abbildern Buddhas. Auch hier spielt die Haltbarkeit bei der neu modernen Einsparung eine Rolle, sein Kopf wird nicht so schnell rollen. Die Nase des alten Modells von Buddha ist spitz. Des neuen hingegen abgeflacht und eher stupzig. Traditionell liegen Buddhas Ohren nicht auf den Schultern auf. Bei der neuen Variante aufgrund der besseren Haltbarkeit jedoch schon. Der Mund vom Original ist gewölbt mit dicken Lippen. Der neue hat flache langgezogenen Lippen. Auch schaut der Buddha vergangener Tage mit dem Blick nach unten. Hingegen wird man vom neuen öfter mal angeschaut. Zu guter Letzt noch die Knie des Buddhas: im Gegensatz zu den neuen Buddha Varianten werden diese traditionell noch abgebildet. Wir gingen im Kreis jeden Buddha ablaufen und Aung fragte uns ab, ob es sich um eine originale oder moderne Buddha Statue handle.

 


Die Mittagszeit war schnell herangebrochen. Wir waren total ausgehungert und genossen in einem Restaurant ein hervorragendes Mittagsessen. Aung gab uns den Tipp zu einem in Bagan traditionellem Gericht mit Schweinefleisch in schwarzer Bohnensoße. Das Gericht wurde auf einem speziellen Teller serviert. Verschiedene Köstlichkeiten konnten zusammen mit einer Portion Reis gut dem Gast angeboten werden. Das eingelegte Fleisch war sehr zart und zerging auf der Zunge. Die vielen Beilagen von scharfer Chili bis erfrischendem Tomatensalat unterstrichen die Gaumenfreude. Wir aßen wie immer vollständig auf und freuten uns im Nachgang über diese delikate Speise.

 


Bevor wir im Hotel für eine Stunde eine kleine Rast einschlugen, um nicht in der größten Tageshitze auf und in den Tempel rumzuspringen, luden uns unser Fahrer und unser Guide an der Werkstadt der sogenannten Lacquerware ab. Hier konnten wir live zu sehen, wie diese Lackkunst hergestellt wird. Gleich zu Beginn bekamen wir eine sehr anschauliche Vorführung in den Herstellungsprozess. Die beiden Hauptbestandteile sind Bambus und der schwarze Harz eines ganz bestimmten Baumes. Etliche Herstellungsstufen, die mehrere Monate andauern, muss das Produkt durchlaufen, bis es verkauft werden kann. Danach gab es einen Rundgang durch die Produktionshalle. Besonders faszinierten uns die Arbeiterinnen, die die unverwechselbaren und hochgradig filigranen Muster in die Kunstwerke schnitzen.

 

 

 

Zum Ende führte man uns selbstverständlich zum Shop, damit man in der Euphorie über dieses wunderbare Handwerk auch noch ordentlich zuschlagen kann. Die zum Verkauf angebotenen Waren reichten von Tellern, Bechern, Schüsseln und ganzen Teeservice bis hin zu Schränken, großen Vasen und Tigerfiguren. Alles was das Sammlerherz oder die engagierte Hausfrau begehrt. Der Preis sprengte dann aber unser kleines Backpackerbudget. Ein einzelner Becher kostet 25 Dollar. Auch wenn die Waren wunderschön waren, wir ließen vorerst vom Kauferwerb ab.

 


Im Hotel genehmigten wir uns einen Kaffee, und legten kurz die Füße hoch. Nach der Verschnaufpause ging das straffe Tempelprogramm direkt weiter. Ananda lockte uns mit seinen schönen Tempelfassaden. Der Ananda Tempel gilt als der schönste Temple von Bagan, berichtete Aung stolz. Beim großen Erdbeben im Jahre 1975 fand man in dem aufgesetzten Stupa, der vom Beben sehr beschädigt wurde, über 1000 kleine Buddhas Stauen, weil der Stupa innen hohl war.

 

 

Weiter holte der belesene Guide aus und erzählte uns, dass dieser Tempel von der indischen Regierung so geliebt wird, dass sie ihn reinigen ließen. Die Reinigung dauerte fünf Jahre und wurde erst im letzten Jahr fertig gestellt. In seinem Inneren befinden sich vier große Buddha Statuen, dabei ist bei Ananda jede Eingangshalle gleich groß. Einer der traditionellen Buddhas hatte einen Spezialeffekt auf Tasche. Aung erklärte uns, dass man den Buddha erst lächeln sieht, wenn man ihn aus der Ferne betrachtet. Wir probierten das aus und betrachteten ihn ganz aus der Nähe und entfernten uns dann rückwärts. Leider können wir dieses Schauspiel nicht ganz so bestätigen, wie es uns Aung unterjubeln wollte. Wir lächelten zufrieden und gingen weiter. Denn für weitere Geschichten und historische Einblicke reichte unsere Konzentration nicht mehr aus.

Zum krönenden Abschluss bestiegen wir einen Tempel, der nicht in unserer Karte verzeichnet war, um den Sonnenuntergang zu bestaunen. Eine kleine enge Treppe mit hohen Stufe führte auf die erste Aussichtsplattform des Gebäudes.


 

Wir mussten aufpassen in dem engen Gewölbegang uns nicht die Köpfe zu stoßen oder gar abzurutschen. Oben befanden sich schon aller Hand Touristen und warteten gespannt auf den Sonnenuntergang. Es war leicht bewölkt und viel konnte man vom Sonnenuntergang nicht erwarten. Schnell hatten wir die wichtigsten Fotos im Sack und kehrte dann völlig erledig und mit hundert neuen Eindrücken und Informationen beladen zum Hotel zurück. In der folgenden Nacht würden wir wohl von Ananda und Co. träumen. Für den nächsten Tag gab es aber ein Glück noch genügend Tempel und Pagoden zu entdecken.

 


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4 Gedanken zu „Änn & Fränn und das Geheimnis von Ananda

  1. Liebe Grüße auch an euch. Ich fand ja eure Ausführungen zu den Unterschieden von traditionellen und neuen Buddhas sehr interessant. Einige Beobachtungen diesbezüglich habe ich auch schon gemacht, aber nie darüber nachgedacht, warum es da Unterschiede gab.
    Ich freue mich auf weitere Berichte.
    Marion

    1. Bei der letzten Asientour ist uns das auch noch nicht aufgefallen, außer die Länge der Ohrläppchen. Mittlerweile haben wir so viele gesehen und ab jetzt werden wir verstärkt drauf achten oder aber immer nachfragen. Viele Grüße zurück. Die nächste Geschichte folgt schon heute Abend.

  2. Oh man das sind so viele Eindrücke, wie wollt ihr die alle verarbeiten?
    Unser letzter Guide hatte dafür ein Wort : Wahnsinn! Das Problem war nur das er in jedem Satz Wahnsinn, gesteckt hat.
    Aber im ernst, Myanmar hat schon viel zu bieten, das habe ich bisher noch nicht so Kompakt gehabt. Ich bin gespannt auf alle Liveberichte hier zu Hause. So Mädels schön am Sonntag Abend, bei Kälte da draußen von euch zu lesen. Weiter viel Spaß und bis dahin liebste Grüße an euch 💋

    1. Dabei kommen die besten Geschichten doch erst noch. 😉
      Darfst gespannt sein. Wir sind aktuell in Krabi, es regnet fürchterlich und somit haben wir endlich Zeit alles zu reflektieren. Viele Grüße nach Deutschland.

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