Änn & Fränn und der Felsen der Affenscheiße, Mount Popa


Diesmal riss uns nicht der Wecker, sondern ein furchtbar kratzend klingendes Geräusch aus dem Schlaf. Schlafwandelnd und wie betrunken schaute Fränn nach dem Geräusch und konnte auf den ersten Blick im Dunklen nichts entdecken. Änn hatte keine Angst, sprang vor lauter Wut auf und rannte aus dem Zimmer, um nach der Lage zu schauen. Die Übeltäter waren schnell gefunden. Nicht unweit von unserem Zimmer befand sich die Küche des Hotels, in der die fleißigen Köche schon mal das Frühstück vorbereiteten. Es war kurz nach vier Uhr, noch mitten in der Nacht, aber das Hotelpersonal war motiviert und briet schon mal Nudeln mit Gemüse vor. Scheinbar hatten die Köche zu viele Betelnüsse gegessen und mussten nun ihre ganze Energie am Wok auslassen. Mit der Eisenkelle wendeten sie unter lautem Geräusch die wehrlosen Nudeln. Wir nahmen die Situation in Kauf, denn mit einer Beschwerde wollten wir nicht das Frühstück gefährden.

Nach dem Frühstück wurden wir von unserem Guide und unserem Fahrer, mit denen wir auch schon die erste Tempeltour gemacht hatten, sehr freundlich begrüßt. Heute ging die Tagestour Richtung Mount Popa, einem inaktiven Vulkan, der ca. 50 km von Bagan entfernt ist.

 

Auf dem Weg zum Vulkan sprachen wir unseren Guide Aung, auf die in den westlichen Medien propagierten Unruhen im Norden des Landes an. Einige unserer Bekannten in Deutschland warnten uns davor nach Myanmar zu fahren, da dort kriegsähnliche Zustände herrschen sollten – Rohingya.
Aung erklärte, dass das was vor allem die britischen Nachrichtenkanäle berichteten, nicht der Wahrheit entspreche und dass deshalb dieses Jahr die Touristen dem sonst so friedlichen Land fernblieben. Wir wollten in der politischen Spalte auch nicht weiter bohren. Das Land und die Leute empfanden wir als sehr angenehm, überaus freundlich und friedlich. Von Unruhen bemerkten wir nichts und fühlten uns in Myanmar zu jeder Zeit sicher.  Wir merkten aber auch, dass trotz der angebrochenen Saison nicht viele westliche Touristen im Land eintrafen. Eine Seltsamkeit im Land wollten wir von unserem Guide aufgeklärt haben. Warum ist das Steuer der Autos auf der rechten Seite obwohl die Straßen Rechtsverkehr statt Linksverkehr haben. Das irritierte uns die ganze Zeit schon. Aung erklärte, Myanmar war eine britische Kolonie und hatte deshalb bis 1970 auch Linksverkehr. Der damalige Staatschef hatte nachts einen Traum, Linksverkehr würde Unglück bringen. Daraufhin wurde auf Rechtsverkehr umgestellt. Die meisten Autos haben aber immer noch die Rechtssteuerung vergangener Zeiten, vor allem die älteren Modelle. Dass modernere Autos das Cockpit auch auf der rechten Seite haben, liegt daran, dass die meisten Autos in Myanmar Gebrauchtwagen aus Japan oder anderen linksfahrenden Ländern sind. Mitlerweile wird wohl bei den allerneusten Modellen jetzt auf Linkssteuerung umgestellt, berichtete Aung.

Bevor wir zum Mount Popa gelangten, bekamen wir noch mehr von der Kultur und den Menschen zu erfahren. Wir hielten an einer Farm an, die vorwiegend Zuckerpalmen und Erdnüsse anbaut. Ob es eine wirkliche Farm oder nur eine extra für Touristen zur Vorführung hingesetzte Produktionskulisse war, wissen wir nicht genau. Jeder der zum Mount Popa wollte, egal ob mit privaten Guide oder Reisebus, wurde hier abgeladen. Gleich an der Straße lief eine Kuh im Kreis, um eine Vorrichtung herum, die dann den interessierten Touristen demonstrierte wie in Myanmar Erdnussöl gepresst wird.

 

 

Einige Meter weiter konnte man dann dieses Öl auch käuflich erwerben. Wir bekamen auch eine Vorführung von der Palmzuckergewinnung, neben Erdnussöl das zweite Hauptprodukt dieser Farm. Der Palmzucker wird aus dem Saft der Blütenstände gewonnen. Ein Mann kletterte extra für uns den dünnen hohen Stamm der Palme hinauf und erntete das Wasser aus kleinen Auffangbehältern, die an der Palme angebracht waren und schnitze die Blütenstände mit einem großen scharfen Messer wieder an, damit neuer Saft aus der Frucht tropfen konnte. Der Saft wird dann später eingekocht, damit Palmzucker aus ihm gewonnen werden kann. Palmenzucker und seine Folgeprodukte wie Palmzuckerbonbons in verschiedenen Geschmackrichtungen mit Kokos, Tamarinde oder Ingwer, Palmzuckersirup und sogar Palmzuckerschnaps wurde nicht nur direkt zum Verkauf angeboten auch konnten wir den Herstellungsprozess beobachten. Natürlich ließen Änn & Fränn es sich nicht nehmen und probierten alles, sogar den Palmzuckerschnaps.

 

 

Aber auch die Früchte, Samen, Blattstielfasern und das Holz der Palme werden weiterverarbeitet. Der Höhepunkt der Verkostung war dann der Teeblattsalat, der sogenannte Tea Leaf Salad oder auch Lahpet Thoke genannt, nach dem Fränn seit unserer Ankunft in Myanmar verzweifelt Ausschau hielt. Zubereitet wird er aus fermentierten Grünteeblättern und einer Mischung aus doppeltfrittierten Bohnen, Erdnüssen, Cashewkernen, Sesam und Knoblauch dazu ein Schuss Erdnussöl. Ein genaueres Rezept erhaltet ihr in unserem Beitrag vom Inle-See, so viel können wir vorab verraten. Gemütlich saßen wir am Tisch und durften eine Kostprobe von dieser typisch burmesischen Spezialität zu uns nehmen. Unsere Geschmacksknospen waren hell auf begeistert.

 

 

Nach wenigen Kilometer Fahrweg erreichten wir ein kleines Dorf, in dem wir herzlich empfangen wurden. Wir durften uns im ganzen Dorf umschauen und begutachteten wie die Einheimischen hier leben. Freilaufende Schweine, die sich im Dreck suhlten, gackernde Hühner und kauende Kühe. Mensch und Tier waren sichtlich glücklich. Im ganzen Dorf gibt es kein Strom, die Menschen leben autark. Im Zentrum des Dorfes befindet sich die Grundschule.

 

 

 

Während unseres Spazierganges durch das Dorf in Richtung Schule, begleiteten uns vier kleine Jungs, die immer wieder vor oder hinter uns quirlig hin und her liefen. Die Kinder werden in Myanmar mit fünf Jahren eingeschult und bleiben bis zur vierten Klasse in der Grundschule. Ab der fünften Klasse gehen sie dann auf die Mittelschule. Für die Kinder im Dorf heißt das die Schule am Mount Popa. Wir beobachteten die erste, zweite und vierte Klasse in ihren Unterrichtsräumen. Gesangsunterricht wurde in Klasse zwei vermittelt, während die vierte Klasse gerade Englischunterricht hatte. In Myanmar wird Englisch bereits ab der ersten Klassenstufe gelehrt. Unsere wuseligen vier Gefährten freuten sich mit uns mit und rannten von Klassenraum zu Klassenraum bis wir uns verabschiedeten.

 

 

Mit den vielen gesammelten Eindrücken fuhren wir weiter Richtung Mount Popa. Der Hügel unseres Interesses war eigentlich der Vulkankegel Taung Kalat, der mit seinen 737 Meter Höhe auch öfter als Mount Popa bezeichnet wird. Der eigentliche Mount Popa liegt direkt daneben, allerding bemisst sich seine Höhe auf 1518 Meter. Das Auto setzte uns kurz vor der Speerzone ab. Durch einen Erdrutsch ist ein Stück der Fahrbahn abgerutscht, so dass der normale Autoverkehr die letzten Meter zu dem auffälligen rechteckigen Gesteinsklotz nicht mehr passieren kann. Wir liefen das restliche Stück bis zum Popa Taung Kalat zu Fuß. Die ersten Affen kreuzten unseren Weg.

 


Um auf den Gipfel des Berges zu gelangen, galt es genau 777 Treppenstufen zu überwinden. Zum Glück waren diese Stufen überdacht, denn bei der Wärme und Sonneneinstrahlung wäre eine freistehende Treppe ein unüberwindbares Hindernis gewesen. Links und Rechts der Treppe reihten sich wieder die typischen kleinen Verkaufsstände wie überall. In buddhistischen Tempeln und Glaubenseinrichtungen gehört es sich, vor dem Betreten der Einrichtung, die Schuhe auszuziehen. So auch am Mount Popa. Zu unserem Unmut verlangte man von uns die Schuhe schon nach den ersten 100 Stufen beiseite zu stellen. In der Theorie hatten wir mit dieser kulturellen Vorgabe auch gar kein Problem, nur hier lebten viele Affen, die die Treppe on oben bis unten vollgeschissen hatten. Die netten putzigen Tierchen gaben sich absolut keine Mühe sich ihres schmutzigen Geschäfts im Grünen zu entledigen, sondern schissen direkt auf diese Treppe, die von den Besuchern barfuß erklommen wird.

 

 

 

Zu guter Letzt gab es vor Ort Affenscheißereiniger. Die meisten der Treppenstufen werden die ganze Zeit von Männern und Frauen „gereinigt“ und diese verlangten für ihre Reinigungsdienste eine Spende als Dankeschön. Leider wird das Wischwasser scheinbar nicht so oft gewechselt. Die Treppen sind etwas klebrig, da der Kot feinsäuberlich von rechts nach links verteilt wird. 777 Stufen mühten wir uns hinauf und oben angekommen war das Exkrementedilemma dann perfekt, noch mehr Affenkot, den wir obendrein noch unangenehm in der Nase wahrnahmen. Dort oben gab es keine fleißigen Fliesenwischer mehr. Wir liefen Slalom um die affigen Hinterlassenschaften. Wenn Scheiße Glück bringt, dann haben Änn & Fränn bis zu ihrem Lebensende ausgesorgt. Wir genossen den Ausblick und begutachteten die buddhistische Tuyin Taung Pagode, die etwas brüchig und nicht ganz so aufmerksam gepflegt wurde, wie wir es sonst von den übrigen Tempelanlagen gewohnt waren. Erschöpft und mit müden Beinen stiegen wir 737 Meter vom Berg wieder herab.

 

 

Es folgte ein kleiner Stopp am Popa Main Resort. Für eine Eintrittsgebühr von 5600 Kyat (3,50 Euro) an der Rezeption konnten wir auch als nicht Gäste des Resorts den Ausblick auf den Popa Taung Kalat genießen.

 


Der Halt am Obstmarkt rundete unseren Tag ab. Wir gönnten uns Drachenfrüchte, eine Staude Bananen, zur Kostprobe drei Früchte mit dem seltenen Namen Custard Apple (Zimtapfel) und eine Tüte Bananenchips, um das allabendliche Blogschreiben zu versüßen.

 

 

Zur Mittagszeit hielten wir an einem sehr touristischen Restaurant an und genehmigten uns ausnahmsweise eine warme Mahlzeit aus diesem. Normale Restaurants waren nicht unsere erste Wahl und wie so oft wurden wir auch hier wieder enttäuscht. Ein frisch aus der Garküche zubereitetes Mahl stellt für uns die Liebingsessensvariante da. Das Essen aus diesen meist mobilen Draußenküchen ist nicht nur frisch, es ist landestypisch und wir kommen mit den Einheimischen in Kontakt.

Auch an diesem Tag prasselten die Eindrücke nur so auf uns ein. Bevor wir am Abend den Tag Revue passieren ließen, schauten wir bei dem netten E-Bike Verleiher vorbei, denn bei diesem stand noch unsere saubere Wäsche zur Abholung bereit. Obwohl wir keine Quittung oder irgendein Beleg zur Dokumentation unserer Wäscheabgabe bekommen hatten, klappte alles wieder wie am Schnürchen. Die Wäsche war sauber und alle Teile waren voll zählig. Selbst Änn bekam alle ihre Schlüpfer wieder.

 

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2 Gedanken zu „Änn & Fränn und der Felsen der Affenscheiße, Mount Popa

  1. Wie jeden Abend sehr interessant und aufschlussreich.
    Tja wie so oft in der Welt verbreiten die Medien Tatsachen aus ihrer Sicht. Gut das ihr mal den Guide gefragt habt, was eigentlich los ist. Eure Berichte und Fotos sprechen auch eine friedliche, freundliche Sprache.
    Der Berg hat mich ein wenig abgeschreckt wegen der Affenkaka. Ecklich oder? Das man unterwegs immer da anhält wo alle Touris anhalten scheint so ein eigenes Ding zu sein. Auf dem Weg zur Halong Bucht mussten wir auch durch eine Perlenaufzuchtstation und davor noch durch ein Schrapelladen der alles im Angebot hatte.
    Aber eure Tour durchs Dorf war sicher toll, schade das man so was nicht vorher weiß: sicherlich hättet ihr ein zwei Tüten Bonbons für die Kids im Dorf gekauft.
    So ich bin etwas erschrocken das es so oft in Krabi regnet, eigentlich beginnt doch im November die Trockenzeit oder?
    Bleibt trotzdem munter und genießt die restlichen Tage 🌴🍺🙏

    1. Der Regen und die schnelle Internetverbindung erlaubt es uns an den Texten zu arbeiten. Am besten schaut man gar keine Nachrichten mehr, alles Manipulation. Mir reicht der Tatort am Sonntag Abend und hin und wieder ein paar Filme auf NETFLIX.
      Myanmar ist so ein wundervolles Land, die Natur und die Menschen – immer eine Reise wert.
      Die Affenkacke war grenzwertig, Feuchttücher und gut. Ansonsten war der Stop aber völlig okay, klar das die Touristen immer an die selben Stellen hin gefahren werden aber es wäre auch schlimm wenn die Locals alle belästigt werden. Ich würde es auch nicht so cool finden wenn andauernd irgendwelche Leute mich fotografieren oder anglotzen.

      P.S.: Die Perlenaufzuchtstation kannte ich noch gar nicht. Na ja und zum Wetter, die Natur ist unberechenbar. Morgen geht’s zurück nach Bangkok. Bis zum nächsten Abenteuer, Fränn

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