Die Horror Yogastunde auf einer einsamen Insel und das Paradies in Orebić


Unser vorletzter Tag vom Yoga Retreat war angebrochen. Pünktlich um 7:30 Uhr hieß es wieder Frühsport „Yoga“. Wir hatten uns schon total an diesen Tagesablauf gewöhnt und waren ein eingespieltes Team. Um 7 Uhr aufstehen, Yoga, gemeinsames Frühstück, ab an den Strand oder sonstige Tagesbeschäftigung und am Abend dann wieder pünktlich um 17:30 Uhr zum Yoga. Doch diesmal war ein besonderer Tag – draußen Yoga, im Freien. Es ging mit allen Teilnehmern auf die Insel Proizd, die sich westlich der Insel Korčula befindet. Nach ca. 45 Minuten Bootsfahrt von Vela Luka kamen wir auf der Insel an.

 


Die Küsten bestehen hier hauptsächlich aus Felsufer, unterbrochen von einigen wenigen Kiesstränden. Unser heutiger Tagesablauf: Erst Sonnenbad und um 15:30 Uhr Yoga im Wald.

Bärbel und wir entfernten uns von der Gruppe da wir als Schattengewächse einen Baum oder ähnliches bevorzugen. Die anderen Teilnehmer genehmigen sich ein ausgiebiges Sonnenbad unter der prallen Sonne, wir hielten es in der prallen Sonne nicht aus und suchten uns ein lauschiges Plätzchen im Grünen. An unserem ausgewählten Plätzchen der Ruhe genossen wir einen fabelhaften Ausblick weit über das Meer bis zur nächsten kroatischen Insel Hvar.

 


Wir verbrachten den Tag mit schnorcheln, schwimmen und lesen. Pünktlich um 15 Uhr wanderten wir zum vereinbarten Yoga-Treffpunkt. Alle freuten sich seit Tagen auf das gemeinsame Meditieren und bewegen im Freien, alle außer Fränn. Sie war so gar nicht begeistert. Ein kleiner Bouleplatz im Wald ersetzte heute unseren Yogaraum. Wir breiteten unsere Handtücher auf dem weichen Lehmboden aus und nahmen Platz. Schon nach der ersten Übung lagen die Nerven von Fränn am Boden. Beißende Mückenschwärme, Dreck und Baustellengeräusche vom Restaurant, was gerade renoviert wurde, störten die Ruhe – grauenvoll. Selbst die Gruppendynamik konnte sie nicht beruhigen, es zwickte und kratzte überall, doch die Gruppe zu stören war keine gute Option. Fränn probierte sich mit Witzen abzulenken und musste innerlich lachen, da sie unter diesen Umständen einfach nicht in Entspannung verfallen konnte. Es war ihr ein Rätsel wie die anderen abschalten konnten. Bärbel lag neben ihr und war wieder so vertieft, dass Fränn ihr beim Schnarchen zuhören konnte. Die Situation war einfach zu skurril und Fränn war heil froh als die 1,5 Stunden endlich vorbei waren. Ihr Körper war komplett zerstochen, doch scheinbar ging es nur ihr so, die anderen schwärmten von ihren Erfahrungen. Für Fränn hingegen war es ein einziger Horrortrip, der Rest der Gruppe genoss die Zeit im Freien.

 


Nach der Yogastunde ging es wieder zurück zum Ableger wo das Boot überpünktlich, wie in Kroatien so üblich, wieder Richtung Vela Luka ablegte. Heute war unser letzter gemeinsamer Abend und wir freuten uns riesig, aber irgendwie war es auch ein komisches Gefühl. Morgen früh die letzte Yogastunde und dann trennten sich unsere Wege wieder. Eine Woche, neun Frauen die jeden Tag so eng miteinander den Tag verbracht hatten – schon verrückt, dass es funktionierte. Zum Abendessen gab es ausnahmsweise Rotwein und wir genossen die Natur und die letzten intensiven Gespräche auf der Terrasse.

 


Egal ob königliche Hochzeit, Kultur oder Tratsch alles wurde nochmal besprochen und beleuchtet. Danach ging es dann schnell ins Bett, um am nächsten Morgen wieder fit auf der Matte zu stehen.

Der Wecker klingelte ein letztes Mal um 7 Uhr und die Matten waren schon etwas gelichtet, da zwei Mädels aus Frankfurt die Fähre vor sieben erreichen mussten. Ein paar letzte Sonnengrüße und die Leichenposition am Schluss – eine Woche intensives Yoga Retreat waren nun zu Ende. Wir waren traurig, aber freuten uns auch auf einen Tag mal ausschlafen. Am Abend ging es für uns weiter mit dem Bus nach Orebićsomit hieß es für uns packen und die restliche Zeit auf der Terrasse verbringen. Ein letztes Bild und „Auf Wiedersehen“ – ein Urlaub der ganz besonderen Art endete den wir so schnell nicht vergessen werden.

 

 

Doch es ging natürlich weiter. Überpünktlich um 19 Uhr fuhr unser Bus vom Hafen in Vela Luka Richtung Korčula ab. Plötzlich klingelte im Bus das Handy von Fränn, es war eine ältere Dame, 68-zig Jahre laut Aussage, die uns freundlicherweise vom Hafen abholen wollte, es war Iva unsere neue Pensionsdame. Wir willigen sehr dankbar ein und genossen die restliche Busfahrt nach Orebić. Nach kurzem Stopp in Korčula Stadt setzten wir mit der Fähre nach Orebić über und Iva stand auch schon da. Eine schick gekleidete ältere Lady, zusammen gebundenes blondes Haar und auffällig viel Make-Up im Gesicht. Sie war äußerst freundlich und empfing uns sehr herzlich – fast wie eine herzliche Oma im Märchen. Nach nur wenigen Autominuten erreichten wir unsere Unterkunft „Apartment Iva“. Eine großzüge Gartenanlage mit Pool und vielen grünen Pflanzen. Unser Zimmer hatte alles was ein Backpackerherz sich nur erträumen kann. Zum krönenden Abschluss gab es im Kühlschrank auch noch frische Aprikosen und Kirschen aus dem eigenen Garten. Iva hatte wirklich an alles gedacht, nichts fehlte. Ein Bier und eine Flasche Wasser rundeten die Ankunft ab und somit ist die Bewertung bei Booking.com mit 9,9 von 10 Punkten absolut berechtigt.

 


Iva bot uns auch gleich an, dass sie uns übermorgen wieder zum Busbahnhof fahren könnte. Mariana lehnte erstmal höflich ab, da wir um 7 Uhr wieder am Hafen sein mussten, viel zu früh um auch noch andere Leute zu solchen Zeiten zu belästigen – aber für Iva alles gar kein Problem, sie sei eh schon ab 5 Uhr wach versicherte sie uns.
Schnell die schweren Rucksäcke ausgepackt und rein in den Pool – unser erster Pool nach über zwei Wochen. Zum Abendessen gab es Nudeln und danach noch einen kleinen Spaziergang an die Promenade von Orebić. Am nächsten Morgen hieß es erstmal ausschlafen, bevor wir zur Bäckerei liefen und uns frische Backwaren besorgten. Wir frühstückten auf einem Felsen direkt am Meer und genossen den Ausblick auf das Wasser. Danach ging es dann die Promenade entlang, zwei frisch gebrühte Tassen Kaffee und frisch gepresster Saft bis es wieder zurück zur Unterkunft ging, um die Zeit heute am Pool zu genießen und zu lesen.

 


Für das Abendessen wählten wir diesmal ein Restaurant direkt an der Promenade. Frisches Fleisch und Fisch direkt vom Grill und dazu ein Bier. Beim Bestellen der Rechnung drängelte uns der Kellner einen hausgemachten Brandy auf. Wir lehnten ab, doch der gute Herr ließ einfach nicht locker. Natürlich wollten wir auch nicht unfreundlich sein und somit sage Mariana irgendwann zu, zumal versprochen wurde, dass die Welt danach eine andere sein würde, wer will sich das schon entgehen lassen? Der Brandy kam und Fränn war so gar nicht entzückt, wenn sie eins nicht wollte, dann war es einen Schnaps, sie nippte doch der Geschmack überzeugte sie nicht. Wie kommen wir aus der Sache jetzt raus? Neben unserem Tisch standen Blumen in Kochtöpfen gepflanzt, Mariana ergriff die Chance und goss die Geranien mit dem Schnaps, da wir den Kellner nicht enttäuschen wollten. Ein Trick den wir schon das ein oder andere Mal angewandt haben. Mit Blumen funktioniert er definitiv besser als in einer Rocker-Kneipe auf St.Pauli.

Wir hatten kurzzeitig ein schlechtes Gewissen, doch sahen wir keinen anderen Ausweg. Schnell die Rechnung beglichen und ab ins Bett.



Am nächsten Morgen klingelte um 6:10 Uhr der Wecker, wir packten alle 97 Sachen zusammen und gingen Richtung Parkplatz und hofften, dass uns Iva auch wirklich zur Busstation fahren würde da wir sonst in Orebić bleiben müssten. Frisch geschminkt und sehr freundlich empfing uns die ältere Dame. Wir waren fasziniert von ihr, sie erzählte uns im Auto, dass sie die bestbewerteste Unterkunft von Orebić hat und darauf großen Wert legt. Früher war sie eine Geschäftsfrau und heute will sie den Menschen etwas zurückgeben und somit entschied sie sich vor drei Jahren Apartments anzubieten. Nötig hätte sie die Einnahmen nicht, aber sie macht das von ganzem Herzen und das merkte man jede Sekunde. Am Busbahnhof angekommen bedankten wir uns ausgiebig und waren sprachlos von so viel Gastfreundschaft. Dann ging es mit dem Bus nach Dubrovnik.

 


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