Eine taiwanesische Teetour zum See der Tausend Inseln


Irgendwie kommt es immer alles anders als geplant. Wir starteten mit einem schlechten Frühstück in den Tag. Es gab wieder Toast mit einem Nutella-Aufstrich und einem Kaffee ähnlichen Getränk. Nach dem Frühstück hieß es ein „Kessel buntes“ und Blog schreiben. Die Zeit vertrödelte sich, wie im Flug doch heute war ja Sonntag und da kann man auch einfach mal nichts tun … doch von Wegen. Gegen 13 Uhr war die Wäsche frisch gewaschen, getrocknet und gefaltet und die Schreibarbeiten erledigt. Der Plan: Raus an die frische Luft und den Sonntag genießen. Wir schlenderten durch die Straße von Xinem und kamen durch Zufall an einem lokalen Fest vorbei, was sich in unmittelbarer Nähe vom Präsidentenpalast befand. Der ganze Platz war voll mit abgesperrten Kreisen in denen orange Kissen lagen. Vielleicht ein Spiel? Leider haben wir es nicht herausbekommen was dort los war. Wir legten eine erste Pause auf den Kissen ein und genossen die Sonnenstrahlen.


Nach der kurzen Verschnaufpause ging es zu unserem heutigen Ziel, die nationale Chiang-Kai-shek-Gedächtnishalle. Von weit weg sah man schon die riesige Gedächtnishalle. Staunend standen wir auf dem Platz und schauten uns um, links die Konzerthalle, rechts die Theaterhalle und vorne das riesige Gebäude, zum Gedenken an Chiang-Kai-shek, den langjährigen Präsidenten und obersten Militärbefehlshaber der Republik China. Kurz bevor es die Treppen hinauf in die Halle ging, waren links und rechts dreiundzwanzig Trucks vom Nationalfeiertag aufgereiht die hier nochmal bewundert werden konnten. Alle Trucks waren mit sehr viel liebe zum Detail dekoriert, was wir von den Paraden in Berlin nicht gewohnt waren. 


Nach der Besichtigung ging es die Treppenstufen hinauf zu der 25 Tonnen schweren Bronzestatue von Chiang-Kai-shek. Oben angekommen standen links und rechts neben der Statue zwei Wachleute die sich nicht bewegten. Es war faszinierend wie sie so lange still stehen können.


Nach ca. 10 Minuten kamen auf einmal Wachleute und sperrten den vorderen Bereich ab. Wir hatten keine Ahnung was uns erwartet doch blieben wir stehen und warteten das Schauspiel ab. Als Belohnung durften wir die Wachablösung bewundern. Problem nur, es gab keine Musik und die Wachablösung bewegte sich so langsam das man fast eingeschlafen wäre, doch wir hielten, bis zum Schluss durch da wir immer dachten, hier muss doch noch etwas Aufregendes kommen, aber nein es war nur eine stink normale Wachablösung. 


Also die Treppenstufen wieder runter und eine kleine Stärkung, Waffel-Eier und dann Richtung Shillin Nachtmarkt. In der U-Bahn schauten wir aus dem Fenster und wie der Zufall es wollte sahen wir eine große Menschenansammlung beim Expo Gelände, spontane Planänderung. Also ausgestiegen und rein ins Getümmel, auf dem Schild stand „Bierfest“ wenn das mal kein Zufall war. Überall kleine Stände, Musiker am Rand und am hinteren Ende war dann wirklich ein Bierfest mit Bühne und einer Band. Es gab Orion Bier und sehr viele Asiaten die zum Bier Nudeln, Edamame und Reisgerichte aßen. Wir bestellten uns ein Bier und genossen das wilde Treiben und die Liveband im Gras bei Sonnenschein. 


Als wir das Bier leer hatten, wollten wir dann aber endlich auf den Shillin Markt. Zurück zum Bahnhof und rein in die U-Bahn. Am Markt angekommen gab es auch schon die erste Food-Challenge für Fränn: Kandierte Tomaten am Spieß. Natürlich gab es auch Erdbeeren, aber hier waren Tomaten der große Renner also bestellte sich Fränn einen Spieß Tomaten. Ein erster Biss und das Fazit stand fest: „Der Geschmack war grauenvoll.“ Warum die Tomaten hier der Renner sind wissen wir nicht. Als Europäer bleiben wir dann doch lieber bei der klassischen Variante: Apfel, Traube oder Erdbeeren mit Zuckerglasur. 

Tomaten am Spieß


Den Spieß aufessen war keine Option doch Fränn wurde den Spieß in der Hand einfach nicht los. Nirgends Mülleimer, ein Rätsel wo der ganze Müll hinkommt. Mariana hatte in der Zwischenzeit einen Schuhladen entdeckt, doch Fränn konnte sie mit dem tropfenden Spieß leider nicht beraten. Sie wurde immer nervöser und probiere den Spieß bei den Verkäufern loszuwerden, ohne Erfolg. Der letzte Versuch dann den Spieß heimlich an den Rand ablegen doch nichts da, sie wurde sofort von zwei Asiaten angesprochen: „Hier nicht!“ Eine Frau hatte dann irgendwann Mitleid und zeigte ihr einen versteckten Mülleimer, wo Fränn den Spieß ablegen konnte, endlich. In der Zwischenzeit war Mariana fündig geworden, zwei modische Plastelatschen und weiter ging die Food Challenge. Als Hauptspeise gab es Tintenfischbälle für Fränn und einen doppelten Stinky Tofu Spieß für Mariana. 


Am nächsten Morgen hieß es Kulturprogramm. Teeliebhaberin Fränn konnte gar nicht genug von den vielen unterschiedlichen Teesorten bekommen, der Bubble Tea hatte es ihr angetan und sie beobachtete immer und immer wieder, wie die Tees zubereitetet wurden, damit sie es daheim nachkommen konnte. Wir hatten eine geführte halbtägige taiwanesische Teetour zum See der Tausend Inseln und der Pinglin Teeplantage gebucht, bei der wir die Teekultur noch etwas besser verstehen und kennenlernen wollten. 
Pünktlich um 7:30 Uhr wurden wir mit einem kleinen Minibus vom Hotel abgeholt. Diesmal hatten wir eine Frau namens Jenny als Guide, die uns herzlich begrüßte und die ein oder anderen spannenden Infos zu Taiwan erzähle. Wir teilten uns den Bus mit einer jungen Dame aus Malaysia und einer Familie aus Vietnam. 


Als Erstes ging es Richtung Berge. Wir fuhren die schmalen Straßen den Berg hinauf und teilten uns die Spur mit Radsportlern. Laut Jenny trafen sie sich zum Klassentreffen, um eine Radtour zu machen. Statt einem gemütlichen Bier ging es für hundert Sportler den Berg hinauf, eine sonderbare Art ein Klassentreffen zu feiern. Fränn fand die Idee super, Mariana hingegen grauenvoll und würde ein Kaffeekränzchen auf jeden Fall vorziehen. Oben angekommen machten wir einen kurzen Stopp an dem uns Jenny die Teeplantage erklärte, sie zeigte uns die Teepflanzen und wir genossen den Ausblick auf die wunderschöne Natur.


Es war kein Wochenende und es waren kaum Touristen hier. Wir hatten Glück, niemand außer wir und die Natur. Am liebsten wären wir dort geblieben, der Ausblick auf den See, die Teepflanzen, Betelnuss Palmen und diese wundervolle Ruhe. 

Betelpalme


Jenny erzählte uns ein wenig zu den Hintergründen der Betelnuss. Vor ca. 15 Jahren hat der Hype zu den kleinen grünen Nüssen abgenommen. Früher wurden die Nüsse von leicht bekleideten jungen Damen verkauft und sehr viele Menschen haben die Nuss konsumiert. Heutzutage kann man die Nuss immer noch überall erwerben, aber der Verkauf ist stark zurückgegangen. Wo man die Nüsse erwerben kann erklärte uns Jenny. Wir hatten uns gewundert, warum an manchen Hausfassaden kreisförmig, blinkende Leuchtröhren hingen. Diese agieren wie Werbeschilder und zeigen, dass es dort Betelnüsse zu kaufen gibt. Endlich wussten wir den Hintergrund, was der Sinn dahinter war. Nach dem wunderschönen Ausblick auf den See und die Teeplantagen ging es zur Teezeremonie den Tee, der hier angebaut wird, probieren. Angekommen an einem kleinen Laden wurden wir herzlich von unserem Zeremonie-Meister Mr. Yellow begrüßt. Er betreibt seine Plantage schon in der fünften Generation. 


Er lud uns zum Tee ein. Im Angebot waren drei verschiedene Tees. Vor ihm stand ein Tablett ähnlicher Untergrund, auf dem die Tassen positioniert wurden. Jeder von uns bekam zwei Tassen, eine für den Geruch und die andere zum Trinken. Los ging es mit einem milden Oolong Tee, der zwischen 30 und 60 Sekunden zeihen soll, je nach Geschmack, nicht kürzer und nicht länger. Dieser wird mehrmals im Jahr geerntet. Als Erstes wurden die Tassen mit dem Tee heiß gemacht, ausgespült und dann gab es die erste Kostprobe. Unser Fazit: Der Tee war sehr mild im Geschmack, Fränn hätte am liebsten eine Teeflatrate für nach Hause bestellt. 


Weiter ging es mit einem Schwarztee mit Honignote, der nur einmal im Jahr (Ende Juni) geerntet wird und somit seltener ist. Die Honignote bekommt, der Tee von einem biologischen Vorgang erklärte uns Mr. Yellow. Jedes Jahr kommt ein kleiner Käfer auf die Blätter und frisst diese an. Durch diesen natürlichen Vorgang bekommt der Tee eine Honignote und wird danach dann geerntet. Es hörte sich verrückt an, doch es stimmte und man konnte wirkliche eine leichte Honignote schmecken. 


Zum Abschluss gab es den klassischen Oolong Tee und dazu einen Erdnusskeks. Fränn war voll in ihrem Element und hätte so den ganzen Tag hier verbringen können. Mariana blieb dann doch lieber bei Kaffee oder aber den Tee mit Passionsfrucht und Kokosnuss Jelly. Nach dem Kauf der ein oder anderen Teepackung für zu Hause ging es weiter. 


Fränn hatte noch die ein oder andere Frage unter den Nägeln, doch sie musste sich bis zur nächsten Station gedulden. Es folgte der Besuch ins Ping-Lin Tea Museum, wo wir uns nochmal ausführlich die unterschiedlichen Teekulturen und Zeremonien nach Region und die Pflanzen anschauen konnten. Auch hier gab es wieder lustig animierte Spiele, bei denen man Tee pflücken konnte, die wir natürlich alle testeten.


Zurück in Xinem angekommen ging es erstmal auf Mittagssuche. Durch Zufall sind wir in einen örtlichen Mittagstisch reingespült worden. Fränn nahm sich ein Tablett und stellte sich in die Reihe. Einfach das nehmen, was die anderen auf die Teller packen, an den Tisch setzen und so tun als, ob man dazu gehört und es war die richtige Entscheidung. Es schmeckte sehr gut. Nach dem Essen ging es frisch gestärkt zum letzten Fotoshooting der Reise, Fränn wollte unbedingt noch ein Erinnerungsfoto vom McDonalds Hotel, wo wir die Taiwan Reise gestartet haben. Nach gefühlten fünfhundert Fotos ging es zurück zum Hotel, einen letzten Kessel buntes waschen damit die Sachen auch alle sauber in den Koffer kommen und nicht sofort die Waschmaschine im Dauerbetrieb zu Hause laufen muss. Fränn liebt es nämlich mit einem Koffer sauberer Wäsche nach Hause zu kommen. Nach getaner Arbeit brach der letzte Abend an und wir beschlossen zum Abschied ein richtiges Restaurant zu besuchen statt einer Garküche. Restaurant Nummer drei in den 3,5 Wochen. Zu Hause in Berlin gibt es dann ja wieder genug Restaurantbesuche. Natürlich sollte es kein herkömmliches Restaurant sein, sondern etwas Ausgefallenes und da Fränn eine Vorliebe für Toiletten hatte entschieden wir uns für das Toilettenrestaurant.

Toilettenrestaurant


Das witzig aussehende Restaurant sprach uns sofort an, wir hatten es durch Zufall ein paar Tage zuvor beim Spaziergang entdeckt. Ein paar Treppenstufen hoch und schon war man in dem lustig aussehenden Restaurant. Statt Stühle sitzt man hier auf Toiletten. Wir bestellen zwei thailändische Gerichte. Beide Gerichte wurden in einer Toilette serviert und zum Nachtisch gab es Kotförmig aussehendes Eis aus einer Stehtoilette. Fränn war begeistert und hätte am liebsten für den nächsten Stammtisch hier einen Tisch bestellt doch leider etwas zu weit. 


Natürlich musste die richtige Toilette nach dem Essen von Fränn nochmal genau unter die Lupe genommen werden. Das Fazit: Eine gemischte Toilette, nichts Besonderes von der Dekoration aber eine mit sehr vielen Funktionen, wo man bei seinem Geschäft auf jeden Fall eine Wissenschaft draus machen könnte. Fränn blieb bei dem Klassischen „spülen“ da sie die vielen Funktionen nicht verstand, sicher ist sicher – der klassische Spülknopf und gut. 
Nach dem Abendessen zogen wir durch Ximen Richtung Redhouse. Unser Plan war ein letztes Bier in unserem liebgewonnenen Viertel. Ein paar Tische weiter saßen zwei junge Männer. Der eine hatte nichts Besseres zu tun, als die ganze Zeit eine Betelnuss zu kauen. Wir waren gespannt, wie er den Saft aus dem Mund bekommt, da dieser nach einer gewissen Zeit ausgespuckt werden muss. Die Lösung war einfach: Er hatte zwei Flaschen Bier. Eine trank er leer und spukte dann die sich ansammelnde Flüssigkeit der Nuss im Mund in diese Flasche, ekelig anzusehen aber clever. 
Unsere Auswahl fiel auf das Angebot „3 Bier kaufen“ und „4 Bier bekommen“. Dazu muss man sagen, dass die Flaschen keine gewöhnlichen großen 500 ml waren, sondern 600 ml Flaschen und da wir den Alkohol nicht mehr gewohnt waren, hatten wir nach 1,2 l Bier pro Person einen sitzen. Nach dem vierten Bier ging es für uns Richtung Hotel, leider waren wir durch das Bier sehr müde und Instagram und Blog schreiben musste leider ausfallen.

Am nächsten Morgen hieß es dann Koffer packen. Mariana hatte Bedenken, dass Fränn durch ihre Einkäufe nicht alles in den Koffer bekam. Doch Fränn war Meisterin im Tetris spielen und sie packte und packte und war vor Mariana fertig mit dem Ergebnis: noch Luft im Koffer. Mariana konnte es nicht fassen, ihr entglitt das Gesicht, wie konnte das sein? Kofferwaage an den Koffer und 20,20 Kilogramm für Fränn und 21,4 Kilogramm für Mariana. Keine Ahnung wie Fränn das gemacht hatte, aber gut wer weiß was heute noch kommt, schließlich hatten sie nach dem Check-Out ja noch einen halben Tag für Shopping zur Verfügung. Zum Mittag gab es ausnahmsweise Burger direkt an der U-Bahn-Station Xinem mit Blick auf das Vergnügungsviertel. Danach ein kleiner Verdauungsspaziergang Richtung Peace Park, ein letztes Teilchen von dem Wagenradkuchen wo alles angefangen hat, einen Passionsfrucht-Tee mit Kokosnuss Jelly und zurück ins Hotel den nächsten Blogbeitrag veröffentlichen. Fränn veröffentlichte den Beitrag und dann ging es Richtung Bahnhof und dann 42 Minuten mit der Bahn von der Main Station zum Flughafen, ein letztes Mal mit der Easycard. Pünktlich um 23:55 Uhr startete unser Flieger Richtung Amsterdam – zurück in unser geliebtes Berlin. 


Hat dir unser Beitrag gefallen?
Teile oder kommentiere ihn!



2 Gedanken zu „Eine taiwanesische Teetour zum See der Tausend Inseln

  1. Tja und da seid ihr wieder. Reisen ist schon ein Abenteuer, man lernt Land und Leute kennen, erweitert seinen Horizont und so weiter.
    Tolles Land, hatte ich nie auf dem Schirm, aber nun habt ihr mich neugierig gemacht. Danke für den tollen Blog.
    Bis zur nächsten Reise 🧳 liebste Grüße an euch

Schreibe einen Kommentar