Padang Bai: Strand, Sand, Stein, Fladen und nichts als Rauch


Am folgenden Tag brachen wir von Kuta auf nach Padang Bai, eine Kleinstadt an der Küste Balis. Von Padang Bai aus wollten wir am darauffolgenden Tag die Fährüberfahrt zur Trauminsel Gili Trawangan durchführen. Da wir auf unserem Weg an die Ostkünste an einem der wichtigsten Tempel Balis vorbei kamen, nutzen wir die Gelegenheit und besichtigten den Fledermaustempel.

 

 

Pura Goa Lawah wurde seinem Namen gerecht. Der Tempel wurde direkt vor einer Fledermaushöhle gebaut. Hinter den Schreinen, an denen die Gläubigen ihre Opfergaben abgaben und ihre Gebete verrichteten, schwirrten hunderte oder tausende Fledermäusen, wir konnten sie nicht zählen. Zudem gaben sie seltsame Töne ab. Der Zutritt zum Felsgewölbe war verboten, denn dieser ist wie auch die Tiere selbst heilig. Der Legende nach würden in der Höhle Pythonschlangen leben, die sich von den Fledermäusen ernähren, berichtete uns der Guide. Auf dem felsigen Gestein in einigen Metern Höhe konnten wie tatsächlich zwei große Schlangen erkennen, die sich dort zur Mittagsruhe abgelegt hatten. 

 

 

Der Kot der Fledermäuse hinterließ einen störenden Geruch in unseren Nasen, so dass wir eilig die Weiterfahrt antraten. In Padang Bai hatten wir vier lustigen Reisegesellen ausnahmsweise die gleiche Unterkunft. Zwei Zimmer in einem Homestay. Der rumplige Aufenthaltsbereich mit den neugierigen Hunden, die einfache Ausstattung der Zimmer und die gewöhnungsbedürftige sanitäre Einrichtung konnten nicht zur Erheiterung von unseren Gästen Diana und Frank beitragen. Auch nicht die inseltypische mechanische Klospülung, bestehent aus einem Wassereimer, die den Anschein nach keine zuverlässige Kotentsorgungsmethode darstellte, konnte Diana und Frank ausgleichender Weise Vergnügen bereiten.

Änn & Fränn hatten sie in eine gewöhnliche Backpackerunterkunft gelockt, was für ein teuflischer Plan. Da mussten sie jetzt durch, schließlich war es ja nur für eine Nacht. Die Trauminsel Gili Trawangan wartete zur Belohnung auf uns, wir mussten sie nur noch erreichen. Damit uns dies gelang, war es nötig vier Tickets für ein sogenanntes Speed- oder Fastboot zu erwerben. Zunächst wollten wir aber unsere überhitzten Körper und Gemüter im Meerwasser abkühlen und somit machten wir uns strandfertig und zogen von dannen. Der Weg zum Strand war beschwerlich. Ein kaum zu bewandernder steiniger Pfad einen Berg hinauf stellte die offizielle Abkürzung zum Strand da. Abkürzungen gefielen uns, obwohl sie meistens in die Hose gingen. Wir nahmen die Herausforderung an. Es schien als wäre der Weg einfach in die bergige Landschaft hineingefräst zu sein. Zu Beginn unseres Weges begrüßte uns eine Rinderfamilie, die auf dieser steinigen Wiese zum Grasen angekettet war. Die Tiere lagen zwischen Müll und Steinen und kauten die kaum auszumachenden wenigen kleinen Grashalme.

 

 

Wir gingen weiter, denn das Meer rief nach uns. Stein um Stein nährten wir uns dem Gipfel und dem ersehnten Strand. Frank gefielen die vielen Felsen besonders, er trat auf jeden mit Vorfreude rauf. Leider war der eine schöne rundlich aber flache Stein kein Stein, sondern ein abgelegter Kuhfladen, der noch nicht ganz durchgetrocknet war. Das saftige Tierausscheidungsgut quoll sich seinen Weg die Badelatschensohle entlang bis zu den Füßen und kleckste zusätzlich durch den Schwung der Schrittbewegung an Franks Waden. 

 

 

Nicht schön anzusehen aber bekanntlich sollen diese Begegnungen der ausscheidenden Art ja Glück bringen. So hofften wir auf einen schönen Strand und einen wundervollen Ausblick. Auf dem Berggipfel angekommen, mussten wie erst einmal wieder den Weg Richtung Tal antreten. Doch dort wartete der Strand, wir konnten ihn schon sehen. Fürs Erste suchten wir uns unten ein lauschiges Plätzchen und testeten das Wasser. Der ängstliche Änn waren die großen Wellen ein Graus. Sie betrat das Meer nur bei schwachem Wellengang und hatte schon bald ihre Badelust befriedigt. Die beiden besten Freundinnen waren manchmal so unterschiedlich, denn für Fränn waren die Strömungsverhältnisse ein Traum. Sie stürzte sich todesmutig in die Wellen und hatte offensichtlich sehr viel Spaß im tobenden Wasser. Sie spielte mit den Wellen, als wäre Sie am Strand geboren. Das Wasser schien auf sie zu hören und sie auf das Wasser. Aber die Natur kann man nicht immer berechnen. So wurde Fränn trotz ihres Könnens von einer überraschend großen Welle erfasst und an den Strand gespült, wie ein alter Stiefel. Änn eilte paparazzimäßig an den Tatort, um die gestrandete Wellenreiterin fotografisch festzuhalten. Nicht gerade die feine Art einen Fallenden zu seiner Landung zu beglückwünschen. Fränn hätte verletzt sein können und Hilfe gebrauchen können. Nach nur wenigen Sekunden schüttelte sich Fränn aber und tauchte sofort wieder ins vertraute Wasser ein. Ein wenig brannte ihr noch die Haut an den offenen Schürfwunden vom schmirgeligen Strandsand, aber sie ließ sich ihre Schmerzen nicht anmerken und tobte weiter.

 

 

Nach dem Strandausflug mussten wir dringend die Bootsfahrt buchen, denn ein weiterer Tag in Padang Bai kam für uns nicht in Frage. Wir hatten einen klaren Schlachtplan, wie immer wenn es um das Buchen von Ausflügen ging: zuerst durch das Anfragen bei verschiedenen Anbietern den geringsten Preis herausfinden, den Zorn der leergehenden Verkäufer höflich entgegen nehmen, dann zu schlagen. Gesagt, getan. Die überaus nette und seriös erscheinende Verkäuferin riet uns die Rücktickets bereits im Vorfeld mit zu erwerben. Frank und Diana rochen eine Falle. Zu bedenken gaben sie, dass die ganze Reisegruppe nicht wieder nach Padang Bai zurück müsse, sondern nach Sanur. Diese Fahrt konnte die indonesische Reisebüroangestellten uns nicht bieten, keiner weiter in Padang Bai konnte dies. Letztendlich entschieden wir uns für die einfache Fahrt. Ob dieses uns teuer zu stehen kommen würde, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Das Risiko gingen wir ein, denn es stand zwei zu zwei und Änn & Fränn gaben nach. 

Im Homestay bereitete der deutsche Manager für sich, seinen Bruder und einer Handvoll Gäste ein Abendmahl vor, das in gemütlichen Feierlichkeiten enden sollte. Er fragte uns ob wir auch Interesse hätten, als wir für ihn überraschend am Abend wieder das Areal betraten. Da wir bereits in der Stadt leckeres Nasi, das eigentlich Mie sein sollte, gegessen hatten, lehnten wir leider dankend ab.

 

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Den nächsten Blogbeitrag wollten wir online stellen. Zum Feiern hatten wir ohne hin keine Zeit. Doch leider machte uns wie so oft mal wieder die Internetverbindung einen Strich durch die Rechnung. Wir waren es ja schon gewöhnt mit nicht ganz so schnellen Verbindungen unserer Artikel hochzuladen. Doch so gar keine Verbindung zur Außenwelt war auch für uns neu. Auch der Artikel mit unseren neusten Abenteuern war so eher nicht möglich in der Welt hinaus zu tragen. Da wir wussten, dass die Daheimgebliebenen sehnsüchtig unser neustes Lebenszeichen erwarteten, war die Stimmung etwas getrübt, lag uns doch unser Beitrag so am Herzen.
Der deutsche Homestay Manager hatte den klugen Einfall seinen Fischgrill von seinen indonesischen bediensteten Mädchen direkt vor unserem Zimmer zu positionieren. Wie auf Bali üblich waren die Fenster unsere Unterkunft nicht vollständig geschlossen. Auch die Tür saß nicht verdichtet im Rahmen. Dies hatte bei dem warmen und schwülen Klima einen entscheidenden Vorteil für die Klimatisierung und Frischluftversorgung des Raumes. Doch wenn der Grilldampf von abgebrannten Koksnüssen dieser luftigen Wand entgegendampfte, gab es einen augenscheinlichen bzw. geruchsauffallenden Nachteil. Änn & Fränns Behausung wurde eingeräuchert. Erst der Rauch von den verbrannten Kokosnussschalen, danach der penetrante Dampf des gegrillten Fisches. Dem Manager und der essenden Gesellschaft störte dieses scheinbar nicht. Sie mussten dort anschließend auch nicht die Nacht verbringen. Um trotzdem eine schöne Zeit zu haben, versuchten wir uns nicht noch mehr aufzuregen und ließen den Abend sanft mit gekühlten Bieren ausklingen. Die Nacht im Homestay wird für die Hälfte unserer bescheidenen Reisegruppe aufregend in Erinnerung bleiben. Änn & Fränn hingegen schlummerten wie zwei richtige Steine auf dem bergigen Weg zum Strand, trotz des unangenehmen Rauchgeruches im Zimmer.

Am nächsten Morgen stand die Überfahrt nach Gili auf dem Tagesprogramm. Die Angestellten vom Homestay waren so freundlich und bereiteten das Frühstück auf unseren Wunsch noch vor halb acht Uhr zu.

 


Das Frühstück aßen wir gemütlich auf und begaben uns mit unserem Gepäck zu Fuß zum Bootsabfahrtsort. Über eine Stunde standen wir in der brütenden Hitze und wateten auf das anlegende Boot. Die Sonne zwickte auf der Haut und das schon so früh am Morgen. Als wir den mit sieben Motoren bestückten Kahn betraten, wussten wir, wir werden unsere Trauminsel in wenigen Stunden erreichen. Heiterkeit breitete sich aus und vorfreudig begaben wir uns zu unseren Plätzen. Und all der Ärger aus Padang Bai war nun eher etwas für die Geschichtsbücher. Wir lehnten uns in unsere Sessel zurück und freuten uns auf eine ganz andere Welt, eine ganz andere Insel hier in Indonesien.

 

 

4 Gedanken zu „Padang Bai: Strand, Sand, Stein, Fladen und nichts als Rauch

    1. Huhu Marek, wir haben uns nur gegen Tetanus und Hepatitis geimpft.
      Hat völlig gereicht. Selbst im Mekong Delta sind wir von Krankheiten verschont geblieben.
      Persönlich würde ich immer vom Impfen abraten aber das muss jeder selber entscheiden.

  1. Ach ja , schon so lange her, aber beim lesen hab ich das gefühl es wäre erst gestern gewesen. Die geschichte mit meiner tasche fehlt noch, die fand ich schon mega daneben.
    Nun schön das ihr unsere erlebnisse noch fertig hier niederschreibt.
    Weiter so und liebe grüße

    1. Es werden noch ein paar weitere Geschichten folgen somit bleibt die Asientour weiter spannend.
      Naja und nach Asien kommen dann neue Abendteuer, es wird nie langweilig mit Änn & Fränn.

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