Happy Pongal. Das Touristen Festival

Vor ein paar Tagen wies man uns darauf hin, dass am 15. Januar hier im Ort ein Festival ist. Extra für die Touristen und das Ganze auch noch kostenfrei mit Programm. 
Nur kurze Zeit später hingen im ganzen Ort Plakate mit den Informationen. Treffpunkt ist um 8:30 Uhr an der Touristeninformation wo man dann abgeholt wird. Von dort geht es dann zu einem Halbtagesausflug. 
Durch das frühe Aufstehen vom Yoga war die Zeit kein Problem für uns, im Gegenteil denn Fränn war es wie die letzten sieben Tage gewohnt, um 5:30 Uhr aufzustehen. Um kurz nach sieben gingen wir zu Joe’s, dass kleine Restaurant bei uns in der Unterkunft zum Frühstück. Wir bestellten zwei Masala Tee und zweimal Müsli mit Früchten und Joghurt als Stärkung. Gegen acht Uhr ging es Richtung Touristeninformation, die nicht weit von unserer Unterkunft war. Viele Geschäfte hatten heute scheinbar zu und überall gab es die bunten Bemalungen vor den Häusern mit „Happy Pongal“. Die Bemalungen vor den Häusern heißen „Kolam“ und sind meist symmetrische Muster, die von den Frauen jeden Morgen neu mit gefärbten Reismehl in den Eingangsbereich ihrer Häuser gezeichnet werden.



An der Touristeninformation angekommen waren überall weißhäutige Menschen und wir. Vor dem Gebäude standen zwei dekorierte Busse, die uns scheinbar befördern werden. Doch als Erstes ging es für uns in die Information rein. Auf dem Boden stand wieder „Herzlich willkommen, happy Pongal“. Drinnen wurden wir wie immer herzlich empfangen und man reichte uns Wasserflaschen und Sandwiches, blöd nur das wir schon gefrühstückt hatten. Alles war kostenfrei. Als wir draußen warteten, stoppte ein kleiner Bus, aus dem Musiker mit Trommeln kamen. Sie stellten sich im Kreis auf und schon ging es los. Sie trommelten was das Zeug hielt und der ein oder andere Tourist wurde zum Tanzen aufgefordert.


Nach ca. 10 Minuten ging es in die beiden Busse, die uns in das kleine Vadakadambadi Village brachte. Das ganze Dorf empfing uns sehr freundlich. Die Trommler trommelten wieder was das Zeug hielt und verkleidete Menschen in Kostümen tanzten, die sehr schön anzusehen waren. Zum Anfang gab es erstmal für jeden Touristen eine Art Segnung mit einer Blumenkette um den Hals. Wir fühlten und ein wenig wie Königinnen und konnten das Spektakel kaum fassen. Kurze Zeit später ging es einen kleinen Weg im Dorf entlang an einem grünen Reisfeld zu einem kleinen Wasserbecken. Hier gab es die ersten Informationen zu den Hintergründen des Pongal Fest. Pongal heißt wörtlich so viel wie „überkochen“. Die Menschen danken der Natur für die Ernte somit ist es ein tamilisches Erntedankfest. Es wird Anfang des tamilischen Monats gefeiert und ist eine der wichtigsten tamilischen Feiertage hier. Zur Feier des Tages gab es ein extra organisiertes Fest für die Touristen, um die Kultur weiterzugeben und Touristen zu werben, da Mund-zu-Mund-Propaganda ja die beste Werbung ist.


Etwas sprachlos standen wir am Rand und genossen die magische Stimmung. Überall Leute, die lachten und festlich gekleidet waren. Die Festlichkeiten dauern insgesamt vier Tage. Gestern ging es los, wir konnten beobachten wie die Menschen vor ihren Häusern kleine Häufchen anzündeten, symbolisch steht das für den Neuanfang, alles, was nicht mit soll, ins neue Jahr wird verbrannt. Heute war der eigentliche Pongal-Tag – Tag 2, der immer auf den ersten Tag des Monats des tamilischen Kalenders fällt, meist der 14. oder 15. Januar. 
Kurze Zeit später ging es durch das ganze Vadakadambadi Village, immer und immer wieder stoppten wir. Frauen kamen aus ihren Häusern mit einer Flüssigkeit und segneten die Touristen. Es gab Touristen Guides, die da drauf achteten, dass auch jeder Tourist an die Reihe kommt, somit musste man für kein Foto drängeln, denn man kam automatisch an die Reihe. Die Prozedur wurde immer und immer wieder wiederholt, erstmal wurde eine dampfende Schüssel mit einer Flüssigkeit gehoben und die Touristen mit dem Dampf gesegnet und dann gab es einen farbigen Punkt auf die Stirn. Die restliche Flüssigkeit wurde dann auf den Boden geschüttet und ein kleines Objekt wurde angezündet, leider haben wir vergessen nachzufragen, um was es sich dabei handelt.


An der einen Stelle kamen Männer von vorne und reichten bunte Tücher. Jeder Tourist bekam zu seiner Blumenkette nun auch noch ein Tuch. Uns war es etwas unangenehm da wir ein schlechtes Gewissen hatten. Wo muss man das Tuch wohl wieder abgegeben? Kostet das Tuch etwas? Doch wir liefen weiter und wer an der ersten Stelle kein Tuch bekommen hatte, bekam an der nächsten Stelle eins übergeworfen, es war verrückt. Es war wie eine kleine Miniprozession, ein paar Meter laufen und segnen lassen.


Als wir am Anfang wieder angekommen waren, ging es weiter mit dem traditionellen Pongal kochen. Das Gericht besteht aus süßem Reis mit Zuckerrohr und Cashew Nüssen. Große Zuckerrohr Stängel standen zusammengebunden und unter den Stängeln steht dann normalerweise ein Topf, in dem der Reis gekocht wird. Normalerweise wird er zum Sonnenaufgang gekocht aber zum Glück wurde das Kochen auf die Vormittagsstunden verschoben.


Der süße Reis wird nach der Zubereitung den Nachbarn geschenkt und man wünscht sich „Happy Pongal“. Natürlich durften wir den Reis später auch probieren. Er schmeckt ein wenig wie Milchreis und ist zu den vielen scharfen Gerichten eine willkommene Abwechslung.


Nach dem Reiskochen ging das Showprogramm für uns weiter. Tänzer und Trommler unterhielten uns und es wurden uns wieder Snacks gereicht. Diesmal gab es auch noch Masala Tee oder frische Kokosnuss und alles wie die ganze Zeit kostenlos, verrückt.


Wir genossen die Gastfreundschaft und waren sehr interessiert an dem Programm und der kulturellen Darbietung. Nach der musikalischen Unterhaltung ging es zum Tauziehen wo Fränn probierte zu gewinnen doch leider ohne Erfolg, leider waren die Gegner zu stark, bei dem Spiel „Reise nach Jerusalem“ mussten wir passen da wir noch zu voll gegessen waren. Doch beim nächsten Spiel kam Mariana an die Reihe und zeigte vollen Einsatz. Ihr wurden die Augen verbunden, sie bekam einen bunten Stock in die Hand und losging es. Eine Art Piñata schlagen war die Aufgabe. Mit verbundenen Augen musste sie nun immer geradeaus gehen und vor ihr einen Tontopf mit dem Stock zerschlagen. Das schwierige, an der Seite standen Männer die den Topf nach oben und unten bewegten. Sie ließ sich aber nicht aufhalten und ging ohne Skrupel nach vorn und schlug fest auf den Topf und zack war der Tontopf kaputt, gewonnen.


Fränn stand stolz an der Seite und filmte das wilde Spektakel. Mariana musste ihren Namen sagen und wo sie herkommt. Später gab es eine Preisverleihung und alle Teilnehmer, die gewonnen hatten, bekamen einen Preis. „Mariana from Germany“, bitte auf die Bühne. Stolz schritt sie nach vorne und bekam für den ersten Platz beim „Piñata schlagen“ ein Beautiful Picture überreicht.


Wir waren überwältigt von der großen Gastfreundschaft. Zum Abschluss gab es für alle Touristen nochmal eine exklusive Tour durch das Dorf. Nicht zu Fuß, sondern standesgemäß mit einem Karren der von zwei Rindern gezogen wurde.


Gegen Mittag war das Programm dann zu Ende und alle Touristen wurden mit dem Bus wieder zurück nach Mahabalipuram zur Touristeninformation gefahren. Man bat uns freundlich noch ein Feedback zu hinterlassen. Es gab absolut nichts auszusetzen. Ein Abenteuer, mit dem wir nicht gerechnet hatten und sehr gerne anderen Reisenden empfehlen möchten.


Am dritten Tag vom Pongal Fest, dankt man den Kühen für ihre Dienste. In manchen Gebieten gibt es Wettkämpfe, wo junge Männer Bullen umarmen. Diese Geste gilt als Tapferkeit und der Sport gilt auch dazu, die einheimischen Rinderrassen zu erhalten. Eine Liveshow haben wir zwar nicht gesehen aber beim kurzen Durchschalten der Kanäle im Fernsehen konnten wir die eine oder andere Show entdecken.

Am vierten und letzten Tag des Pongal-Festes, reisen die Menschen zu ihren Familien. Die jungen Menschen ehren die älteren Menschen.

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