Mai 2021, es war Donnerstagabend, Corona hatte unser Leben voll im Griff. Unser Sabbatical Vorhaben hatten wir mittlerweile schon lange abgeschrieben denn, es war kein Corona Ende in Sicht. Aktuell hatten wir eine Woche Urlaub und wir mussten raus aus Berlin doch die Möglichkeiten waren begrenzt. Unser Plan: Einfach raus, das Ziel war uns egal. Das Einzige was klar war, dass wir für eine Flugreise einen PCR-Test zur Ausreise benötigen der nicht älter als 72 Stunden sein durfte, deswegen die spontane Planung. Also ging es nach der Arbeit zum PCR-Test zur Friedrichstraße. Wenn der Test negativ ist, buchen wir einfach irgendein Hotel, Ziel egal. Innerhalb von 30 Minuten sollte der Test bei uns im E-Mail-Postfach sein und wir könnten noch am selben Abend buchen. Die Betonung lag auf „sollte“. Der Spaß für den Schnelltestaufschlag kostete 119,99 € statt 49,99 €. Um 19 Uhr waren wir am Testcenter an der Friedrichstraße und um 19:07 Uhr war der Test schon fertig.
Danach hieß es warten auf das Ergebnis. Aufgeregt schauten wir nach 30 Minuten auf das Handy – nichts. Eine Stunde später, immer noch nichts und so zog sich das Spielchen, bis ich eine E-Mail verfasste und auf Antwort wartete. Auf meine Frage an den Support kam um 21:39 Uhr die Antwort:
Guten Tag, da wir die Express-PCR-Tests momentan nur an einer Teststation anbieten, müssen wir diese nacheinander auswerten. Die Auswertung der Tests selbst dauert nur etwa 30 Minuten, da wir noch ein paar (nicht viele) weitere Tests in der Warteschlange haben, dauert es noch ein wenig, bis Sie Ihr Ergebnis erhalten.
Wir entschuldigen uns, falls es zu einem Missverständnis gekommen ist.
Mit freundlichen Grüßen, Customer Service Management
Gegen 23:30 Uhr hatten wir keine Lust mehr zu warten und gingen ins Bett da unsere Nerven am Boden lagen. Am Freitagmorgen, um 7:00 Uhr ins Postfach geschaut und da war es das Ergebnis. Fränns Ergebnis kam noch vor Mitternacht um 23:44 Uhr doch das Ergebnis von Mariana verzögerte sich bis nach Mitternacht, egal. Rechner auf und buchen, Ziel egal. Viele Hotels gab es nicht mehr und da Gran Canaria schon ausgebucht war, fiel unsere Wahl auf Fuerteventura – alles inklusive mit Reiseveranstalter, eine Pauschalreise. Normalerweise ein Horrorszenario, alles durchgeplant, organisiert – gefangen im Hotel wegen dem All-inclusive. Egal, wir mussten raus, egal wohin denn die letzte Reise war zu lange her und nochmal Ostsee war keine Option für uns und wir wurden fündig. Die Buchung war vollbracht und wir konnten es irgendwie nicht fassen, morgen früh, um die Zeit stehen die Koffer abfahrbereit vor der Tür, nur noch einen Tag arbeiten und dann geht es ab ans Meer.
Für die Einreise mussten wir uns zwei Apps auf unser Smartphone laden, zum einen die App Radar COVID, die im Endeffekt genau dasselbe wie unsere Corona-App hier in Deutschland ist und SpTH mit der man sich für die Einreise registrieren musste. Ohne die Registrierung und den generierten QR-Code war eine Reise nicht möglich.
Am nächsten Morgen ging es mit dem Taxi nach Schönefeld – der erste Flug vom neuen Flughafen BER nach der Eröffnung.
Schön leer und mit Maske ging es durch die Sicherheitskontrolle direkt Richtung Gate. Es war immer noch etwas sonderbar, trotz Corona eine Woche in den Urlaub zu fliegen. Nach ca. 5 Stunden erreichten wir die Insel, alle Entscheidungen wurden uns abgenommen. Vor dem Flughafen stand der Bus bereit, wir mussten lediglich unsere Koffer zum Bus bringen, einsteigen und ab zum Hotel. Die Straßen waren leer, es war warm. Die Landschaft sah ein wenig aus wie auf dem Mond.
Es war bergig, steinig und trocken. Das wenige Grün, was man sah, war scheinbar künstlich angelegt. Von weitem sah man das Meer, es war kristallklar. Endlose Weiten und überall geschlossene Hotels, es fühlte sich komisch an. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir am Hotel an, eine Clubanlage direkt am Meer. All-inklusive Band ums Handgelenk geschnallt und ab an die Bar, ein Bier und ab ans Meer. Wir hatten es geschafft – Urlaub, endlich mal woanders sein, raus aus Berlin.
Das Meer und der Strand waren traumhaft schön. Felsenwände, weißer Sand und schwarze Steine. Wir genossen das Rauschen des Meeres und ließen den Abend an der Bar ausklingen.
Am nächsten Tag entschlossen wir uns den rechten Strandabschnitt von uns zu erkunden. Mitten in der Sonne liefen wir den Strand ca. 6 Kilometer am Meer entlang. Kaum eine Menschenseele war hier, wir hatten den Strand fast für uns allein.
Am Abend ging es zum Bingo mit dem ein oder anderen Glas Wein ließen wir den Abend ausklingen. Auch die nächsten Tage waren ähnlich von der Abfolge. Aufstehen, frühstücken, spazieren gehen, Mittag essen, lesen und einfach nichts tun.
Den einen Abend gab es zur Abwechslung Sauna, duschen, Abendessen, spazieren und statt Bingo gab es einen Quiz-Abend. Man konnte sich an die Routine gewöhnen. Wie lange würde es Fränn wohl aushalten, ohne, dass ihr langweilig wird? Gute Frage … wir werden es nicht herausbekommen doch so langsam schätzte sie die Vorteile von so einem Pauschalurlaub. Wenn uns jemand fragt, was wir an Fuerteventura großartig fanden? Viel zu entdecken, gibt es nicht oder zumindest fällt uns da aktuell nicht so viel ein außer Wassersport, aber das hatte Fränn noch nicht angefangen, vielleicht beim nächsten Mal. Nach Ägypten war es der perfekte Ort, um sich nicht zu viel abzulenken, denn das war immer so eine Sache bei den großen Reisen. Jeden Tag an einem anderen Ort und nach ca. 3 Wochen weiß man schon gar nicht mehr, wo man alles war, doch man hat dieses Gefühl etwas zu verpassen, was totaler Blödsinn ist. Wir erfreuten uns kleiner Dinge wie zum Beispiel diesen lustigen Tierchen, die direkt am Strand leben. Es sind sogenannte Atlashörhnchen die in den 60ern auf die Insel eingeführt worden und als Schädlinge für die Landwirtschaft gelten.
Am Mittwochmorgen um 10 Uhr ging es mit den Fahrrädern in den Süden. Wir buchten uns per Internet zwei Räder und ließen uns diese vom örtlichen Fahrradanbieter Vulkano Bike direkt ins Hotel liefern.
Ein Rad kostete 30 € inklusive Lieferung. Über einen sehr gut ausgebauten Radweg ging es Richtung Süden. Bergauf und Bergab mit Rückenwind 25 Kilometer bis zum Ziel nach Morro Jabble.
Die Sonne brannte auf der Haut, wir fuhren durch endlose Weiten immer entlang dem kristallklaren Meer. Um so näher wir dem Süden kamen desto schöner wurden die Strände. Das Fahrradfahren lenkte von dem Stress der letzten Monate ab und wir vergasen für ein paar Stunden Corona. Auf einem Hügel machten wir einen kurzen Stopp und genossen die Aussicht.
Weiter ging es bis nach Morro Jable an der Südküste auf der Halbinsel Jandía. Von weitem konnte man schon den Leuchtturm am Strand sehen. Ein wenig Karibik Feeling in Europa – verrückt.
Unser Ziel war ein kleines Fischrestaurant am Meer, wo wir uns jeder einen Fischteller als Stärkung genehmigten. Auch hier musste überall die Maske getragen werden.
Es war warm und die frische Meer-Luft macht das Klima sehr angenehm. Perfektes Wetter zum Radfahren, nicht zu heiß, aber etwas windig.
Frisch gestärkt ging es zurück den Strand entlang Richtung Fahrradverleih. Wir genehmigten uns noch schnell eine Tasse Kaffee und ein Wassereis am Strand und genossen den Blick auf das Meer. Was vor 1,5 Jahren noch völlig normal war, war nun eine Besonderheit. Es war schön, einen Hauch Normalität zu spüren.
Nachdem wir die Räder beim Fahrradverleih wieder zurückgaben, warteten wir an einer Bushaltestelle auf den öffentlichen Bus. Alle 30 Minuten sollte ein Bus kommen. Eine Anzeigetafel gab es nicht also hieß es warten und nach ca. 45 Minuten kam der Bus. Für 2,20 € pro Person ging es die 25 Kilometer zurück zur Costa Calma ins Hotel. Fertig von der Tour genehmigten wir uns ein Glas Sangria und gingen aufs Zimmer – fertig machen und ab zum Abendessen.
Am nächsten Tag hatten wir keine großen Pläne da uns unsere Pobacken vom Radfahren weh taten. Ausruhen, lesen und nichts tun. Und da es sehr gut tat einfach mal nichts zu tun entschlossen wir uns die nächsten zwei Tage auch nichts zu tun.
Freitagmittag mussten wir dann zum Corona Test, ohne diesen konnten wir nicht zurück nach Berlin fliegen. Wenn dieser negativ ist, dürften wir wieder zurück nach Berlin. Ist der Test positiv müssen wir noch bleiben. Da wir eine extra Corona Versicherung abgeschlossen und unsere Laptops im Gepäck hatten, wären wir nicht traurig gewesen, wenn unser Test ein falsches Ergebnis angezeigt hätte.
Natürlich war der Test negativ und somit mussten wir am Samstag wieder zurück nach Berlin. Eine Woche Energie tanken, eine Woche abschalten und nicht viel machen gingen zu Ende – ein neues Reisegefühl was ich jedem nur empfehlen kann. All-inklusive hat schon seine Vorteile, wenn man sich um nichts kümmern muss, außer zu entscheiden, was man den ganzen lieben langen Tag isst und trinkt. Leider war die Woche viel zu schnell vorbei. Mal schauen, wo es demnächst hingeht …