Weihnachten in L.A. & die verrückte Toilettenstadt San Diego

 

Das Highlight unserer Reise neigte sich dem Ende. San Francisco hatten wir in drei Tagen genau unter unsere touristische Lupe genommen und in unsere Herzen geschlossen. Das meiste hatten wir zu Fuß erkundet, dabei begleitete uns traumhafter Sonnenschein und immer wieder die Melodie von Scott McKenzie „If you going to San Franciso“.
Dass es uns ab und zu etwas fröstelte, haben wir auf Grund der noch nachspürenden Vibes der Haight Street und der tollen Eindrücke der Stadt schon wieder längst vergessen. Am letzten Abend setzten wir eine Shoppingtour obendrauf und rundeten die gemeinsame Zeit in San Francisco mit einem gemütlich Restaurantbesuch ab, bevor es wieder zurück nach Los Angeles ging. Das Wetter hatten wir gut abgepasst, am Tag der Rückfahrt regnete es aus Kübeln. Die Stadt trauerte über unsere Abreise. Die Skyline von San Francisco war wolkenverhangen. Wahrscheinlich auch die Golden Gate Bridge, wir ersparten uns das Beweisfoto.

 

Um Punkt zwölf Uhr mittags bewegte sich der große SUV aus der Parkgarage heraus. Zunächst entschieden wir uns für den Highway 101. Nach nur wenigen Kilometer standen wir im Stau. Wir verließen die Strecke um auf den Interstate 5 zu wechseln, doch dort war ebenfalls Stau. Für die ersten 150 Kilometer benötigten wir fast vier Stunden. Zwischenzeitlich besorgten wir uns auf dem Weg an einer Abfahrt etwas Obst. Äpfel, Bananen und kleine geschälte Möhren. Diese vitaminreiche Kost schienen uns als Reisesnack optimal. So schafften wir im zähen Verkehr und mit einem Übungsspiel zur Verbesserung unserer Sprachkenntnisse Kilometer für Kilometer. Plötzlich meldete sich die Tanknadel zu Wort. Sie stand im letzten roten Teilbereich der Anzeige und was sie uns mitteilen wollte, war eindeutig. Wir benötigten dringend eine Tankstelle. Ein Schild wies aus, dass die nächste Tankstelle 20 Meilen entfernt sei. Das war zu viel, das würden wir nicht schaffen. Gott sein Dank bemerkte Fränn einigen Minuten hinter uns liegend eine Tankstelle an einer kleine Abfahrt und erinnerte sich gerade noch im rechten Moment an diese. Bei der nächsten Gelegenheit drehten wir um und nutzen diese Möglichkeit, das Auto mit dem dringend benötigten Treibstoff zu versorgen. Noch einmal Glück gehabt. Die Rückreise konnte fortgeführt werden. Um die Schwierigkeitsstufen zu erhöhen, setzte Starkregen ein. Das Fahren auf dieser Strecke war kein Zuckerschlecken mehr. Der Regen verschlechterte die Sicht und der Verkehr lief vorerst aber es bestand immer wieder die Gefahr eines Staus. Hinzukam, dass wir Hunger hatten, richtigen Hunger. Viel schlimmer aber als der Hunger war der Harndrang. Jeder von uns hielt Ausschau nach der dringend benötigten Toilette. Änn äußerte den Wunsch während des Aufenthalts in den USA auch die standartmäßige Fastfoodketten zu besuchen und unter ihre kulinarisch kritische Lupe zu nehmen. Taco Bell konnte sie bisher noch nicht von ihrer Liste streichen, gerne wollte sie ein Restaurant dieser Art ausprobieren. Also steuerten wir einen Taco Bell an, erleichterten unsere Blasen und aßen ein preiswertiges Taco-Menü.
Mit der deftigen mexikanischen Mahlzeit im Magen und einer zufriedenen Änn im Auto setzten wir die Fahrt nach Los Angeles fort.

 

 

Nach elf Stunden Autofahrt erreichten wir endlich Silcas zu Hause. Völlig erschöpft, entspannten wir bei einem gemütlichen Bier bevor wir unseren wohlverdienten Nachtschlaf antraten.


Die Sonnenstrahlen am Morgen des Heiligen Abend lockten Änn & Fränn sehr früh aus dem Bett. Als erstes besorgten wir die Frühstückszutaten aus dem nur wenige Gehminuten entfernt liegenden 99 Cent Supermarkt.

 

 

Silca hatte die ehrenvolle Aufgabe den Tisch zu decken. Im Supermarkt deckten wir uns mit ausreichend Toastbrot, Käse, Eier, frischem Obst und Gemüse ein. Man konnte auch in L. A. preisgünstig einkaufen. Mit der erbeuteten Frühstücksware kehrten wir stolz zur Wohnung zurück. Beim ausgiebigen Frühstück planten wir den angebrochenen Tag. Ein letztes Mal wollten wir zu Victoria´s Secret. Dieser eine Programmpunkt war unausweichlich. Auf Silcas Einkaufsliste standen noch zwei Weihnachtsgeschenke für Mitbewohner Patrick und Freundin Anker, die mit uns den Heiligen Abend später verbringen würden. Bevor das heilige Fest beginnen konnte wollten wir alle drei einen lustigen Weihnachtspullover für die abendlichen Feierlichkeiten käuflich erwerben. Somit fuhren wir nach Santa Barbara um unsere Shoppingpflichten ordnungsgemäß zu erfüllen und die passende Abendgarderobe zu suchen. Als erstes stand der aufregende Weihnachtspulloverkauf an. In einem Geschäft, das sich anscheinend extra auf diese saisonbedingte Mode spezialisiert hatte. Die Fülle an infrage kommenden Gewänden war erstaunlich.

 

 

Vorfreudig probierten wir an und es viel uns schwer uns für einen Pullover zu entscheiden. Der Besorgungsgang bei Victoria´s Secret hingegen lief routinemäßig ab. Auch Silcas Weihnachtsgeschenke waren schnell in der Einkaufstasche, ein T-Shirt für Patrick und ein Buch für Anker. Jetzt mussten wir nur noch den Truthahn und das Huhn bratfertig vom Supermarkt Ralphs abholen. Silca erkundigte sich per Telefon ob unser bestelltes Abendmahl schon fertig zubereitet und abholbereit wäre. Sie erfragte gleichzeitig in welcher Filiale die geberatenden Vögel für uns bereit standen. Unglücklicher Weise verwechselte Silca nur wenige Sekunden nach dem Telefonat die Ralphs und wir fuhren trotz der schlauen zuvor getätigte Nachfrage zum falschen Ralphs. Da wir aber in der Zeit gut standen, schadete dieser kleine sinnlose Abstecher uns nicht das Abendessen. Beim nächsten Ralphs, dem richtigen seiner Art, bekamen wir dann die fertigen Braten überreicht. Noch schnell etwas Gemüse und Kartoffeln in den Einkaufskorb und zurück zur Wohnung. Die fröhliche und stressfreie Zubereitung des Weihnachtsessen hielten wir fotographisch fest.

 

 

Ein gemütlicher Heiliger Abend mit leckerem Essen und gutem Wein in geselliger Runde. Die unterschiedlichsten Herkunftsländern nannten wir unsere Heimat, Silca aus Panama, Anker aus der Slowakei, Patrick aus den USA und wir aus Deutschland. Zur Feier des Tages wünschten wir uns in vier Sprachen „Frohe Weihnachten“. Der Abend war lang, wir erzählten viel und es war für uns einmal ein ganz anderes Weihnachten so fern ab von der Familie, eine neue Erfahrung.

 

 

Dafür dass es am Heiligen Abend bis drei Uhr morgens ging, waren wir für unsere Verhältnisse ziemlich zeitnah auf der Piste nach San Diego unterwegs. Mit dem Sonnenschein hatten wir wieder Glück, doch ließen die Temperaturen zu wünschen übrig, lächerliche 14 Grad. Nach etwas mehr als 2 Stunden von Los Angeles erreichten wir San Diego.

 

 

Als erstes mussten unsere strapazierten Blasen geleert werden. Wir nahmen die erste öffentliche Toilette, die wir erblicken konnten. Vielleicht hätten wir genauer Ausschau halten sollen. Aber so konnten wir wenigstens San Diego den Titel der Stadt, der verrücktesten Toilettenerlebnisse verleihen.
Verrückte Toilette Nummer 1: Das öffentliche Obdachlosenklo. Zu Anfang stellten wir die Wertigkeit dieser Toilette nicht in Frage und Silca und Änn betraten die Räumlichkeiten todesmutig, während Fränn im Auto wartete. Merkwürdig beim Betreten des Etablissement erschien der mit Klamotten vollgepackte Einkaufswagen neben dem Waschbecken und die Frau, die sich vor dem Spiegel ihrer Haare rasierte. Die Klotür der Toilettenkabinen ließ sich nicht verschließen, so hielten wir abwechselnd Wache vor der Klotür.

 

 

Als dann noch eine weitere merkwürdige weibliche Person ihren Rollstuhl bestückt mir aller Hand brauchbaren Besitztümern in den kleinen Toilettenraum schiffte, war sogar Änn klar, dass es sich hier wahrscheinlich um eine Obdachlosentoiletten handelte. Fränn beobachtete das Spektakel von außerhalb und wunderte sich, aber nur ganz kurz, dass die beiden anderen Damen ihr dringendes Toilettengeschäft gnadenlos durchzogen. Fränn wagte danach auch ihre Notdurft auf dieser abenteuerlichen Toilette zu verrichten. Änn spielte erneut den Toilettentürwächter. Frisch entleert suchten wir einen Parkplatz und besichtigten den Küstenabschnitt von San Diego. Auf einer grünen Wiese vor dem Hafen von San Diego schossen wir hoch motiviert Erinnerungsfotos.

 

 

Beim Spazieren entlang des Hafens kamen wir an einer weiteren öffentlichen Toilette vorbei. Sie sah sehr sauber und ordentlich aus, deshalb entschieden wir uns sie kurzfristig zu nutzen – verrückte Toilette Nummer 2.

 


Bei diesem WC waren, wie so oft üblich, die Geschlechter voneinander getrennt. Alle drei Damen  nahmen wenig überraschend die Damentoilette. Zwei Toilettensitzen standen uns zur Verfügung. Leider waren diese nur durch eine einfache Wand, die nur als Sichtschutz diente, voneinander getrennt. Es gab keine Türen. Also mussten wir wieder abwechselnd Wache halten. Außer spannende Toiletten, war nicht viel los zur Weihnachtzeit in San Diego, alles Geschäfte hatten geschlossen und kein Mensch war auf der Straße. Aber wir ließen uns nicht beirren und zogen unseren touristischen Plan durch: Boardwalk, Gaslamp Quarter.

 

 

In letzteren sahen wir uns nach einer Essgelegenheit um. Ein kleines Chinarestaurant sollte unseren Hunger stillen. Auch hier gab es wieder eine spannende Toilette. Verrückte Toilette Nummer 3. Um das WC zu erreichen, musste man nur durch die Restaurantküche laufen und dann war man schon da. Zwei kleine Kabinen, nicht besonders gepflegt, um es nett auszudrücken, standen uns für unsere Zwecke zur Verfügung. Nebenbei konnte man den Flair einer authentischen Chinarestaurantküche genießen und verstand gleichzeitig den merkwürdigen Geschmack der servierten Kost. Wir nahmen uns heraus dieses Erlebnis mit euch zu teilen und drehten ein Video in geheimer Mission. 

 

 

Auf dem Rückweg machten wir einen kleinen Abstecher nach Downtown Los Angeles. Dort gab es leider nicht viel zu sehen, denn alles war verriegelt und verrammelt. Kein Geschäft, kein Restaurant und auch keine Bar, nichts hatte offen. Wir machten einen kurzen Spaziergang durch die Geisterstadt.

 

 

Anders als in Berlin an den Weihnachtsfeiertagen hatte in Los Angeles alles geschlossen, es gab keinen Ort um sich zu vergnügen oder sich mit Freunden zu treffen, auf ein Bier oder Wein, und die letzten Weihnachtsstunden gesellig ausklingen zu lassen. Da am nächsten Tag die große Heimreise anstand, gingen wir zu einer sehr angemessenen Zeit ins Bett.

 

 

 

Am letzten Tag stand das große Kofferpacken auf dem Tageprogramm. 23 Kilo pro Reisegepäckstück waren für den Flug vorgeschrieben. Aufgrund der Besorgungen, der ersten vier Tage ohne Koffer, hatte wir einiges mehr in den Koffern als geplant. Die vorgeschriebene Gewichtshöchstgrenze wollten wir nicht überschreiten, denn Übergepäck kostet bekanntlich extra. Aus dem ersten Wiegen resultierte eine kleine Umverteilungpackaktion. Die Koffer versuchten wir gewichtmäßig gleich zu verteilen und wichen zusätzlich auch auf das Handgepäck aus. Das zweite Wiegen bestätigte eine sehr gleichmäßige Bemessung unseres Hab und Guts. Beide Koffer traten den Rückflug mit einem Kampfgewicht von symmetrischen 22,4 Kilo an.

 

Kurz vor Abflug besorgten wir für die Daheimgebliebenen noch schnell ein paar Tafeln amerikanische Schokolade. Die Zeit verstrich und der Abflug rückte immer näher. Die letzte Mahlzeit mit Silca zusammen, nahmen wir in der sagenumworbenen Chessecake Factory ein. Fränn und Silca wählten einen Salat. Änn suchte sich ganz klassisch einen Käsekuchen, der sie aber geschmacklich total enttäuschte, aus. Er war nicht nur zu süß, auch konnte sie den Geschmack nicht eindeutig einem Käsekuchen zu ordnen.

 

 

Die Käsekuchen, die Änn & Fränn üblicherweise von ihrer Familie gebacken bekommen, würden in einem Wettbewerb um Längen gewinnen. Obendrauf verklebte dieses kalorienreiche Mahl Änn den Magen und ihr war bis zum Flughafen schlecht. Der Abschied am Flughafen fiel ersichtlich schwer, hatten wir drei doch viele schöne und ereignisreiche Tage erlebt. Im Flieger freuten wir uns aber auch schon auf Berlin und auf unsere Familien.

 

 

2 Gedanken zu „Weihnachten in L.A. & die verrückte Toilettenstadt San Diego

  1. Cool. Weihnachten war auch für uns anders als sonst.
    Einer am Tisch hat gefehlt … ich hoffe das wir das nächste
    Weihnachtsfest wieder zusammen feiern und gern auch in Tracht.

    1. Das beruhigt mich aber und hiermit verspreche ich, dass ich das kommende Weihnachtsfest wieder in Berlin & Falkensee verbringe.
      Versprochen ist versprochen, in lustiger Tracht und ohne Kartoffelsalt und Würstchen. 😉

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