Die Achterbahnfahrt zum Goldenen Fels

 

Nach zwei Tagen Großstadt stand der erste Tagesausflug bevor. Eine Busreise zum Goldenen Felsen, einem Wahlfahrtsort für buddhistische Pilger und auch eines der wichtigsten Touristenziele in Myanmar. Laut der freundlichen Hotelangestellten sollte die Fahrt mit dem Taxi zum Busbahnhof ca. 2 Stunden dauern. In weiser Voraussicht bestellten sie unser Taxi für 6:00 Uhr morgens, da der Bus um 8:00 Uhr vom zentralen Busbahnhof starten sollte. Durch die günstige Verkehrslage gelangten wir innerhalb einer guten halben Stunde zum Abfahrtsort der Busse. Unsere freundliche Hotelangestallte „Yes Ma’am!“ hatte scheinbar nicht richtig recherchiert. Wir stellten uns auf eine lange Wartezeit an diesem tristen Ort ein. Doch die aufmerksamen und tüchtigen Reisebegleiter buchten uns prompt auf den 7:00 Uhr Bus um. Das schrottige Aussehen unseres Gefährtes störte uns nicht weiter, denn so ziemlich alle Busse an diesem Bahnhof punkteten nicht in der Kategorie Vertrauenswürdigkeit. Egal was soll schon schiefgehen, dachten wir uns. Rein in das rostige Ungetüm und los.

 

 

Drei Stunden später kamen wir an einer Halle bzw. Überdachung an, die einer Raststätte ähnelte. Das wurde auch höchste Zeit, denn Änn & Fränn sehnten sich schon nach einem stillen Örtchen. Neben warmen Gerichten wurden hier leckere Heuschrecken, Eier, Obst und sonstige Spezialitäten zur Stärkung angeboten. Die Toilette war wie immer ein Erlebnis für sich. Nach ca. 30 Minuten ging es dann weiter Richtung Goldenen Felsen. Einige Kilometer vor dem Ziel in Kinpun hielt unser Bus ganz plötzlich am Wegesrand an und nichts ging mehr. Wir waren gefangen, niemand konnte ein Wort Englisch und uns über die Sachlage informieren. Uns blieb nichts anderes übrig als abzuwarten. Zum Glück hatte Fränn einige Tage zuvor beim Ersthelferkurs gut aufgepasst und hätte Änn in der Not retten können. Der Bus war scheinbar nicht mehr fahrtüchtig und musste direkt vor Ort repariert werden. Unser Busfahrer und seine findigen Helfer nahmen den Motorenraum des altertümlichen Gefährtes auseinander und schraubten und hämmerten auf ein Eisen ein. Nebenbei genehmigten sie sich zur Entspannung erstmal eine Betelnuss. Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen, dachten wir uns und holten den Laptop aus der Tasche, um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen. Während dessen lichtete sich die Passagieranzahl, denn immer mehr einheimische verließen den Bus und hielten andere Verkehrsmittel an. Wir versuchten uns davon nicht beunruhigen zu lassen. Nach einer Stunde war die Rostlaube wieder in Schuss, der Busfahrer und seine Crew hatten das rostige Eisenbiest wieder in Schwung gebracht. Die Fahrt konnte weitergehen.

 


In Kinpun begrüßte uns Herr Ko Ko herzlich. Er erklärte uns den weiteren Ablauf bis hinauf zum Felsen und organisierte für uns das Rückticket für den Bus nach Yangon am frühen Abend. Überaus freundlich und entspannt lächelte er uns immer wieder mit seinen blutrotgefärbten Zähnen an. Der Goldene Felsen lag am Gipfel eines 1102 Meter hohen Berges. Für den steilen Aufstieg wurden die Besucher auf die Ladefläche eines umgebauten kleinen LKWs platziert. Eine Laderampe ermöglichte den Einstieg zum Gefährt.

 

 

Den Berg hinauf kommt man für 2000 Kyat (1,24 Euro), blaue Flecke und Übelkeit inklusive. Wie die Hühner auf der Stange saßen wir dicht gedrängt im gut motorisierten Truck. Mit voll Speed raste der LKW die schmalen Straßenzüge hinauf und legte sich dabei immer wieder gut in die Kurven, dass wir uns mit beiden Händen festhalten mussten. Zwischenzeitlich ging der Weg ziemlich steil, die tiefen Abhänge an der rechten Seite sowie die ruckelige Fahrt sorgten bei dem ein oder anderen Besucher für ein flaues Magengefühl.

 

 

Einige Besucher übergaben sich nach der Ankunft am Gipfel. Menschen mit nervösem Magen und schnellem Schwindel sei diese wilde Fahrt nicht empfohlen. Wer damit kein Problem hat, bekommt neben dem tollen Ausblick auf die grünen mit Dschungel überzogenen Berge, eine extra Portion Nervenkitzel gratis. In naher Zukunft können Besucher, mit unruhigen Magen, dieser abenteuerlichen Fahrt entgehen, da der Bau einer Seilbahn schon begonnen hat. Die Gondel hängen bereits in den Seilen.

 

 

Gut durchgeschüttelt, zwar mit flauen aber stabilen Magen, setzten wir die Füße wieder auf festen Boden. Wir schlossen uns ohne zu zögern den Pilgern und Touristen an und steuerten geradewegs auf den Goldenen Felsen zu. Etwas ungeschickt packten wir in der Frühe unsere Taschen und vergaßen tempeltaugliche Kleidung einzustecken. Die Knie bekamen wir mit unseren Hosen gerade noch so abgedeckt. Ein T-Shirt für die Abdeckung der Schultern hätte uns einen großen Vorteil bei über 30 Grad Außentemperatur garantiert. Unsere Notjacken mussten für diese Zwecke herhalten. Wir zogen sie nicht ganz an, sondern legten sie nur über die Schultern. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit störte beim Fotografieren. Von der Hitzeentwicklung ganz zu schweigen.

 

 

Der Goldene Felsen hängt in 5,5 Metern Höhe etwas seltsam am restlich Gestein, als würde er jeden Moment abfallen. Männer durften ihn berühren und Blattgold an ihn drücken. Frauen blieb der Eingang zu dieser Etage verwehrt. Nachdem wir alle Bilder im Kasten hatten, genossen wir den wundervollen Ausblick vom Berg in das Tal.

 

 

Auch zurück chauffierte uns der umgebaute Laster. Die Leute wurden auf die Ladeflächen gequetscht. Kein noch so freies Plätzchen blieb frei. Kinder, Babys, Alte, Kranke, alle wurden irgendwie auf das Fahrzeug gehoben und verfrachtet. Mit vollem Karacho ging es die Abfahrt wieder hinunter. Unten erbrachen sogar die Mönche. Änn & Fränn hingegen hatten ihren Spaß, auch wenn der Rücken etwas zwickte. Unten wartete bereits Ko Ko auf uns und nahm uns herzlich in Empfang. Wir genehmigten uns eine äußerst delikate Thai Suppe mit einem kalten koffeinhaltigen Erfrischungsgetränk. Gut gestärkt traten wir die vierstündige Rückfahrt an. Erst zu später Stunde erreichten wir Yangon. Der Food Markt hatte bereits seine Pforten geschlossen. Für den schnellen Nachtsnack mussten wir mit einem Meloneneis und einer Flasche Wasser vorlieb nehmen.

 

Für den nächsten Tag hatten wir bereits einen Plan geschmiedet. Mit viel Vorfreude auf das nächste Abenteuer glitten wir sanft in den Schlaf.

 

5 Gedanken zu „Die Achterbahnfahrt zum Goldenen Fels

  1. Ohje, ich hoffe zutiefst das der Bau der Seilbahn bald abgeschlossen ist. Ich hätte gekotzt wie ein Reiher !!! Sorry aber ich kenne euch ja und da darf ich so schreiben. Abenteuer pur und warum hattet ihr einen Guide ( ko ko ) ? War er zum Rücktransport nach Yangon gedacht ? Toll das es endlich wieder geklappt hat mit dem Internet und versenden. Ich hoffe die nächsten Abenteuer folgen jetzt.
    Seid wie immer lieb gegrüßt und glaubt mir eins: der Alltag hier ist so schnell zurück, schneller als man will. Daher genießt jeden Tag, Stunden und Minuten dort.

    1. Ko ko war kein Guide. Der wurde vom Busunternehmen da abgestellt, um die ankommenden Touristen zu leiten. Er hat sich dann um und ganz lieb gekümmert unterstützt und uns den Weg gezeigt sozusagen.
      Die Hälfte haben wir jetzt ja auch schon hinter uns. Aber wir hängen uns noch volle Kanne rein in das Vergnügen. Liebe Grüße nach Falkensee. Und sag Frank das Bier ist hier nicht teuer. Eine 0,33 ml Dose kostet im Supermarkt 1200 kyat (0,75€)

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