Der Fluch von Indien

Im Sommer 2019 beschlossen wir Ende Dezember mit unserem Yoga Lehrer Gabriel nach Indien zu reisen. Eine Woche Yoga im warmen und zwei Wochen Urlaub war der Plan, um sich für das neue Jahr zu erden und das alte Jahr zu reflektieren. Gesagt getan also ging es an die Planung. Leider gestaltete sich die Hotelbuchung im Vorhinein komplizierter als sonst bei den Reisen doch der Plan und die Zusage stand fest, Yoga Retreat Nr. 3. Nach Kroatien und dem Ostsee-Wochenende folgte nun Indien. Indien das Land überhaupt, wenn man an Yoga denkt. Die Freude war groß da keiner von uns zuvor in Indien war. Das einzige, was etwas verunsicherte waren, die Reiseberichte von Bekannten und Freunden, die sehr gemischt von sehr schön bis gar nicht zu empfehlen waren. Doch schreckte uns auch diesmal die Aussagen nicht ab, wir waren wie immer gespannt und wollten uns ein eigenes Urteil bilden. Statt wie sonst bei den Reisen bis ins kleinste Detail zu planen, entschieden wir diesmal uns einfach treiben zu lassen und zu schauen, was uns erwartet da wir im Vorhinein irgendwie die Zeit aus den Augen verloren hatten und schwups war es schon Dezember. Irgendwie war diesmal der Wurm drin und alles fing mit einer Flugumbuchung an. Statt Turkish Airlines wurden wir umgebucht zu IndiGo und eine Alternative gab es leider nicht. IndiGo ist zwar eine Tochter der Turkish Airlines aber alles andere als luxuriös aber egal, Hauptsache irgendwie nach Indien kommen. Der Fluch ging weiter, am Morgen der Abreise bekam Fränn eine schockierende WhatsApp und die Welt brach zusammen. Sie erfuhr per Smartphone, dass ihr Vater in der Notaufnahme war. Nur wo? Keine Ahnung! Wir versuchten umgehend Ela Kenia zu erreichen doch leider ohne Erfolg. Das Handy war aus und niemand ging an das Festnetz zu Hause. Wir hatten keine Ahnung was wir tun konnten. Per Anruf kontaktierte Fränn die Nachbarin die rüber ging und nach dem rechten schaute doch ohne Erfolg, niemand war zu Hause. Wie ernst ist die Lage? Wir beschlossen zum Flughafen zu fahren und von unterwegs die Situation weiter einzuschätzen. Fränn telefonierte die umliegenden Krankenhäuser ab und fragte nach einem Herrn Gronwald und wurde beim zweiten Krankenhaus endlich fündig. Endlich bekam sie Ela Kenia an den Hörer, die mit Güni im Krankenhaus in Spandau war und auf die Diagnose vom Arzt wartete. Es musste eine Entscheidung gefällt werden. Fliegen oder am Boden bleiben?


Fliegen oder nicht?

Die Situation hätte nicht schlimmer kommen können, doch Ela Kenia äußerte die Bitte: „Bitte fliegt“ es wird alles gut. In Schockstarre standen wir nun am Flughafen am Schalter und wussten nicht was nun richtig oder falsch war. Hierbleiben oder fliegen. Wir hörten auf die Worte von Ela Kenia, schleppten uns durch die Sicherheitskontrolle und beschlossen den Flug anzutreten. Wir hofften das Güni uns nur einen Schrecken eingejagt hatte, wenn nicht dann würde es mit dem nächsten Flieger von Indien aus wieder zurück nach Berlin gehen. Somit stiegen wir in den Flieger und konnten an nichts anderes denken. Bis nach Istanbul ließen wir uns vom Service von Turkish Airlines ablenken doch danach ging der Fluch weiter. Durch die Umbuchung flogen wir mit IndiGo weiter. Vorbei Beinfreiheit, keine Filme an Board, keine kostenfreien alkoholischen Getränken – willkommen in der Holzklasse wo ein Bier 5 € kostet.


Flug mit Indigo

Doch was soll uns heute noch schocken, wir hatten eh keine Kraft uns da drüber Gedanken zu machen. Nach ca. sechs Stunden erreichten wir endlich Dehli. Die Luft war auffällig diesig im Terminal. Wir suchten einen Internetzugang und warteten hoffnungsvoll auf eine Meldung von Ela Kenia. Geht es gleich wieder zurück oder bleiben wir hier? Minuten wurden zu gefühlten Stunden bis sich das iPhone in das WLAN einloggte und wir die Info bekamen. Glück im Unglück kam per WhatsApp, eine erste Entwarnung. Sie waren von der Notaufnahme zurück und Güni war nun endlich zu Hause, er muss zu einem Spezialisten. Zwar konnten wir weiter fliegen aber mulmig war uns trotzdem zumute. Kurz durchatmen, einen klaren Gedanken fassen und weiter zur Einreise die es in sich hatte. Erste Schlage? Zweite Schlange? Dritte Schlage? Chaos in Dehli und überall Menschen an zu wenig Schaltern. Pro Person dauerte die Prozedur mindestens fünf Minuten. Foto, Fingerabdrücke, Stempel und immer wieder versagte die Technik. Nach ca. zwei Stunden Wartezeit endlich die Einreise und ab zum nächsten Flieger Richtung Chennai.
Im Flieger beschloss Fränn diese ersten Zeilen zu schreiben, um die Situation zu verarbeiten. Der Schlafmangel hatte ersichtliche Spuren hinterlassen. Wir schleppten uns in den nächsten Flieger. Mittlerweile waren es fast 24 Stunden später als wir in Chennai ankamen, Fränn hatte durch den ganzen Trubel vergessen zu schlafen und fing an Warnvorstellungen zu bekommen – ein Plan musste her. Bis zum nächsten Flieger Richtung Goa waren es nochmal zehn Stunden, die wir durchhalten mussten. Somit beschlossen wir uns ein ruhiges Eckchen am Flughafen zu suchen und uns mit Schlaf abzuwechseln. Leider konnten wir unser Gepäck nicht abgeben und erst zwei Stunden vor Flug einchecken somit waren wir in der Flughafenhalle gefangen. 


Unser gemütliches Plätzchen am Flughafen in Chennai

Wenn wir nicht schliefen probierte Fränn Blog, als Ablenkung zu schreiben, doch egal was wir taten, es war eine Tortur und alles nur wegen einem Yoga Retreat was bis jetzt alles andere als entspannend war. Überpünktlich standen wir zwei Stunden vor Abflug zum Einchecken am Schalter, um endlich unsere Koffer loszuwerden. Ein Wunder, das man uns durch die Sicherheitskontrolle durch gelassen hat, wie wir aussahen. Koffer auf die Waage und böses erwachen, 15 Kilogramm pro Person durften wir beim Inlandsflug nur mitnehmen. Die Frau empfiehl uns eventuell eine paar Sachen umzupacken. Also zurück, Koffer öffnen und so viel es geht in die kleinen Rucksäcke pressen und nochmal die Koffer scannen lassen. Wir hatten Glück, zwar hatten wir immer noch drei Kilogramm Übergepäck aber die nette Frau am Schalter hatte erbarmen mit uns und druckte uns die Bordkarten aus. Wie Zombies schleppten wir uns die letzten Meter mit den übervollen Rucksäcken in den Flieger, um an unser eigentliches Silvesterziel Goa endlich anzukommen. 

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4 Gedanken zu „Der Fluch von Indien

  1. Sehr schön, endlich wieder ein Beitrag von euch.
    Was soll ich sagen: wir waren in der gleichen Situation wie ihr.
    Fliegen oder hierbleiben? Schweren Herzen haben wir die beiden ein paar Tage alleine gelassen. Die Situation ist nicht schön, aber nun hoffen wir das GG bald wieder gesund ist.
    Euch noch einen schönen Urlaub und bis später

  2. Hauptsache Ihr seit gut angekommen. Mit all den Turbulenzen. Die Situation zu Hause ist auch beruhigend. Nur abwarten und weiter warten. Wünsche Euch einen tollen Aufenthalt und gute Yoga Entspannung.. 🤣

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